Wie ihr seht bin ich immer noch dabei meinen Frust über den abgesagten Flug vom Dienstag mit mehr Fußball zu kompensieren. Sozusagen eine noch aktivere Teilnahme in der Selbsthilfegruppe Fuppes.
Es zeigt erste positive Effekte, meine Laune steigt langsam wieder. Im Zuge dieses Hilfsprogramms war ich gestern erneut beim FC St. Pauli. Spiel der zweiten Bundesliga zwischen dem FC St. Pauli und der TUS Koblenz. Wie berichtet herrscht zurzeit eine riesige Aufstiegseuphorie rund ums Millerntor. Die Chancen stehen aber auch wirklich ausgesprochen gut: St. Pauli ist 2., hat einen guten Abstand auf Platz 4. Es geht also im wesentlichen um die Frage: Steigen sie direkt auf (Platz 2) oder vermasseln sie einem Erstligabverein das Prinzip Hoffnung der Relegation (Platz 3). Bei noch 3 verbleibenden Spieltagen gibt es allerdings auch keinen Spielraum mehr für Fehler oder sinnlose Niederlagen aka Auswärtsspiel gegen Union Berlin.
Gestern war eigentlich ein absolut perfekter Tag für Fußball. Sonne, nicht zu heiss, Freitagabendspiel am Millerntor. Eigentlich geht es nicht besser. Eigentlich… denn uneigentlich hatte ich gestern überhaupt keine Zeit für einen Stadionbesuch. So gar nicht. Ich hatte irgendwann letzte Woche Freund Stefan zugesagt, mit zu diesem Spiel zu gehen, weil es eben am Freitagabend ist und diese Spiele für uns doch gewisse Highlights darstellen. 😉
Dabei hatte ich nur eine winzige Kleinigkeit übersehen: Kulturelle Veranstaltung mit meiner Freundin! Sie sagte auch schon, es wäre schön, wenn du da dabei wärst. Übersetzung Frau – Deutsch ist hier: “Wage es nicht an dem Tag woanders zu sein”! 😉
Jetzt weiß ich nicht, ob ihr das kennt (ich vermute ja), aber so eine Situation ist ein totales beziehungstechnisches Minenfeld! – und die Minen sind eng gesteckt. Man wandelt da selbst bei einer im Thema Fußball leidensfähigen Frau wie meiner Freundin auf ziemlich dünnen Eis.
Ich habe eine ganze Weile mit mir gehadert und Stefan dann Anfang der Woche abgesagt, schweren Herzens natürlich. Nun ist es aber so, dass er mich offensichtlich ganz gut kennt und somit bekam ich Freitag eine SMS, ob ich denn tatsächlich immer noch nicht mit zum Spiel kommen wolle. Da sitzt man dann da und die Grübelei beginnt….Schrecklich!!!
In meinem Fall hat es jedenfalls dazu geführt mich endlich mal intensiver mit dieser kulturellen Gegenveranstaltung zu beschäftigen. Und was stellte ich da fest? Der Veranstaltungsort ist das Übel & Gefährlich, eine Location im Bunker und diesen wiederum kann ich von der Tribüne sehen! Unglaublich, das ist gegenüber vom Millerntor!!!! Sowas kann man dann ja wirklich nicht ernsthaft von mir verlangen…
Tja… was tun? Ich dachte mir ein kurzer Anruf in der Zentrale kann schon mal nicht schaden. Das Gespräch ging ungefähr so:
Ich: “Du sag mal wo ist denn diese Veranstaltung heute?”
Sie: (misstrauischer Tonfall) “Im Bunker, wieso….?”
Ich: “Ah, interessant. Und wann geht das los?”
Sie: (noch misstrauischer) “20:00 Uhr ist Einlass. – Wieso?”
Ich: “Aha. Einlass 20:00 Uhr, dann treffen wir uns also so kurz vor 8 dort, oder?”
Sie: “Ja, ich denke so machen wir das”
Ich: “Das passt ja gut, hättest du ein Problem damit, wenn ich vorher noch schnell zu St. Pauli gehen würde? Ist ja direkt gegenüber”
Sie: (Stille) “Wenn du meinst….”
Wenn Du meinst…. Das bedeutet übersetzt Frau – Deutsch: “Es ist eine beschissene Idee, was zum Teufel soll das?”
Ich bin dann aber trotzdem zum Spiel gegangen, bringt ja alles nichts. Stefan vor diesen gestapelten Containern vor der Südtribüne getroffen (wie ich jetzt gelernt habe: Da wird die Ausstellung 100 Jahre St. FC Pauli stattfinden) und danach entspannt ein schönes Stehplätzchen gesucht.
Die ganze Ausgangslage sprach für müden Sommerfußball, aber die Aufstiegschance macht dem FC St. Pauli gerade doch ziemlich Beine. Im Gegensatz zum Augsburgspiel ging es jedenfalls gleich munter los. Zahlreiche Torchancen, das 1:0 lag in der Luft. St. Pauli bekam dann irgendwann sogar einen Elfer zugesprochen und schaffte das einmalige Kunststück diesen gleich doppelt zu vergeben. Der erste Schütze zielte echt freche 2 m neben das Tor, aber da sich die Koblenzer zu früh bewegt hatten, durfte St. Pauli noch mal antreten. Also neuer Schütze, gleich Ecke, dies mal gehalten! Das war ein bisschen dämlich, spielte aber glücklicherweise am Freitag keine entscheidende Rolle.
Kurz vor der Pause sind wir dann raus (Bier, Wurst, Örtlichkeit… Reihenfolge je nachdem). Das mache ich oft so und bisher hab ich damit nie nennenswert was verpasst. Freitag war das dann mal anders. Wir haben ungelogen in den 2 Minuten vor der Pause 2 Tore verpasst! In Worten zwei!!! Da steht man dann aber mit seiner Wurst in den Katakomben und schaut sich schon sehr sparsam an, kann ich euch sagen…
Wir haben dann zu Beginn der 2. Hälfte scherzhaft gesagt, dass wir mehr Tore sehen wollen, als wir verpasst haben. – Gut, damit konnte nun keiner rechnen, aber es kam tatsächlich so!
Der FC St. Pauli hatte nämlich Freitag Spaß am kicken und war glücklicherweise mit dem 2:0 noch nicht zufrieden. Toller Offensivfußball, viele Chancen und zu unserem Glück auch noch einige Tore! Pauli schoss zur Überraschung aller noch weitere 4 Tore und konnte das Spiel insgesamt 6:1 gewinnen!
Jetzt ist es dort auf der Tribüne aber nun mal relativ üblich, dass die überschwengliche Freude über Tore dazu führt, das eigene Bier in die Luft zu schleudern… Wenn das ziemlich viele machen, ist das ein bisschen wie Regen. – Der unangenehmen Art. Ganz wunderbar dachte ich mir so: Erst gehe ich überhaupt zum Spiel, was schon grenzwertig war und dann komme ich auch noch nach Bier stinkend bei dieser Veranstaltung an… Großartig! Ich dachte am Freitag teilweise, heute mache ich nach langer Zeit mal wieder einen richtigen Beziehungs-Länderpunkt.
Es war dann aber doch alles ganz unproblematisch, da meine Freundin einerseits sehr entspannt ist (halt eine tolle Frau) und andererseits zum Glück auch zu spät kam (halt auch eine typische Frau).
Insgesamt also ein total runder Tag und ich hätte mich ehrlich gesagt auch ein wenig in den Hintern gebissen, wenn ich das Spiel, dieses offensive Feuerwerk, verpasst hätte!
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