Livesportfan Blog

Back at Anfield Road! Nach meinem Liverpool-Trip Ende März hielt ich es für eine grandiose Idee in dieser Saison noch einmal an die Anfield Road zu reisen. Ich kann nur sagen: englischer Fußball macht ein bisschen süchtig!

Das hat ganz viele verschiedene Gründe, aber ein für mich ganz, ganz wesentlicher – neben meiner Leidenschaft für den Fc Liverpool natürlich – ist einerseits die authentische Atmosphäre in englischen Stadien und andererseits einfach das spielerische, taktische Niveau in der Premier League. Das ist ja immer eine ganz lustige Debatte in Deutschland. Jogi Löw sagt bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass in Deutschland zu langsam und zu wenig direkt gespielt wird, nur um dann direkt im Anschluss von der gesammelten Gruppe deutscher Fußballlehrer verbal auf den Kopf zu bekommen. Bedauerlicherweise hat der Mann das aber ganz richtig beobachtet und es ärgert mich manchmal, wie ignorant mit solchen Erkenntnissen umgegangen wird. Schade, ich glaube das bremst eine Weiterentwicklung. Bei uns freuen sich immer noch alle über die Einführung der 4er Kette in der Abwehr und der Raute im Mittelfeld, während die Topteams in Europa inzwischen schon wieder einen Schritt weiter sind und ganz andere Taktiken spielen. Keines der Teams im Championsleague Halbfinale spielt noch mit der Raute und das hat auch gute Gründe.

Wie auch immer, das Niveau in England und speziell bei den Top 4 ist schon sehr hoch. Liverpool macht in den letzten Monaten jedenfalls richtig Spaß, da sie seit Mitte März in der Meisterschaft aufgrund des Rückstandes auf Man United nichts mehr zu verlieren haben. Sie haben dann für sich entschieden diese nicht vorhandene Chance zu nutzen und einfach in jedem Spiel voll auf Angriff zu gehen. Die Reds haben in den letzten Wochen echt ein paar unglaubliche offensive Feuerwerke abgebrannt! Das Spiel gegen Arsenal an der Anfield Road (Endstand 4:4) war eines der allerbesten Fußballspiele, was ich je gesehen habe! Unglaubliches Tempo, 90 Minuten Pressing und von der ersten Minute an offenes Visier. Einfach toll, da hatte man den Eindruck es ist ein anderer Sport.

Ich hatte jetzt die Hoffnung, dass auch das Spiel gegen Newcastle United ein gutes wird und so habe ich ein Wochenende mit meiner Freundin in London mit einem kurzen Sidetrip nach Liverpool verbunden. – Nein, das liegt sehr wohl auf dem Weg!!!! 😉

Wie immer ging es mit Ryanair für ca. 30 Euro nach London (ich liebe diese Verbindung!), praktischerweise am späten Donnerstag Abend, so dass ich noch nicht mal Urlaub nehmen musste. Perfekte Flugzeit. Ryanair fängt ja gerade an kreative Preiszuschläge für die Flüge zu entwickeln. Das geht von der Idee einer Toilettenbenutzungsgebühr bis hin zu einer Sonderabgabe für übergewichtige Menschen. Da sie ja schon eine geraume Weile Rubbellose im Flugzeug verkaufen, müssen die Ideen so langsam auch kreativ werden. Ich schaue mir das recht belustigt an, da aus meiner Sicht der Preis unter dem Strich zählt und es mir herzlich egal ist, wie sie die Kosten vorher betiteln. Unterm Strich ist Ryanair jedenfalls nach wie vor die günstigste Airline Europas und für die Flüge nach England echt super. Ich habe da jetzt meine eigene kleine Maßnahme zur Kostenreduzierung eingeführt: Anschaffung einer Visa Electron Karte, damit ich diese 5 Euro Kreditkartengebühr pro Flug und pro Person nicht mehr habe. 😉

Kurz vor Reiseantritt hat die englische Premier League dann mal wieder am Spielplan Veränderungen vorgenommen und plötzlich ist so ein Match nicht mehr Samstags um 15:00 Uhr, sondern Sonntags um 13:30 Uhr. Das ist echt ein bisschen anstrengend, weil man in seinen Planungen sehr flexibel sein muss und am besten Rückflüge noch nicht oder großzügig terminiert. Ich hatte sowas schon befürchtet und bewusst keinen Rückflug gebucht, stand dann aber vor der größeren Herausforderung Sonntag abend aus dem Großraum Liverpool nach Deutschland, vorzugsweise nach Hamburg zu kommen. Wir mussten zwingend abends wieder hier sein und das war doch recht problematisch. Sonntags gibt es insgesamt weniger Flüge als an anderen Tagen und leider kann man Liverpool / Manchester auch nicht besonders gut nach Hamburg fliegen. Echt ätzend und alles nur, weil die ihren Spielplan nicht im Griff haben. :(( Nun ja…am Ende blieb nur ein Lufthansaflug ab Manchester. Bei Lufthansa muss man ja immer Hin- und Rückflug buchen, damit es günstig wird. Es ist also für mich billiger bei denen 2 Flüge zu buchen und nur einen wahrzunehmen. Muss man nicht verstehen, ist aber irgendwie so. Als ich da so beim buchen war und mir wahllos einen Rückflug ausgesucht hatte, kam mir die spontane Eingebung: Rückflug heisst Hamburg – Manchester…;) Also hab ich den Flug jetzt einfach mal auf einen Samstag im September gelegt. Wer weiß, vielleicht meint es der Spielplan ja gut mit mir und ich kann ihn doch noch gut gebrauchen… :))

Nach 2 echt netten Tagen in London ging es mit dem Auto Sonntags sehr früh nach Liverpool. Englische Autobahnen sind glücklicherweise in sehr gutem Zustand und am Wochenende recht leer. Es ist also eine entspannte Fahrt nach Nordwesten. Ganz interessant dabei: Man sieht schon weit, weit vor Liverpool total viele Autos mit Fans und bekommt dabei ein Gefühl für das unglaublich große Einzugsgebiet vom Fc Liverpool. Die Fans reisen wirklich aus ganz England zu den Heimspielen an.

Natürlich waren wir zeitig vor Ort und sind entspannt um das Stadion und durch den Stadtteil gegangen. Sehr bewegend war es am Tor zur Anfield Road, wo auch das Mahnmal für die Verstorbenen der Hillborough Katastrophe ist. Das ist ein sehr emotionaler Ort für jeden Fan der Reds und da die Katastrophe vor ein paar Wochen genau 20 Jahre her war, haben halt viele Fans hunderte von Schals und Trikots an die Eingangstore gebunden. Wirklich sehr emotional, einfach sehr traurig und vor dem Hintergrund was da von den Offiziellen für Fehler gemacht wurden, eine echte Tragödie.

Nun ja… Spannend waren beim Rumschlendern um das Stadion die Beobachtungen meiner Freundin. 😉 Sie geht gerne mal mit zum Fußball, sie mag Livesport und Stadien, aber sie war noch nie mit in England. Ihr fallen dann halt einfach Dinge und Unterschiede auf, die ich vielleicht inzwischen nicht mehr ganz so wahrnehme. Sehr spannend. – Sie fragte mich dann auch, ob noch andere Frauen kommen oder ob sie die einzige wäre. 😉 Ein weiterer großer Unterschied ist natürlich auch wie dicht man an ein englisches Stadion rankommt, bevor man ein Ticket vorzeigen muss. In Deutschland ist das ja alles etwas weiträumiger abgeriegelt, aber in England ist es eben weniger Event, mehr Teil des täglichen Lebens und daher sagen die sich halt: Wenn du rein willst, brauchst du ein Ticket, wenn du nur nicht rein willst brauchst du keines. 😉

Wir waren dann natürlich auch noch im Pub. Rund um die Anfield Road gibt es zahlreiche sehr lustige Pubs und ich wollte gerne Graham treffen, um ihm noch mal für das Ticket beim letzten Trip zu danken. Er hat mich da echt gerettet und es war mir daher ein großes Anliegen noch mal persönlich Danke zu sagen. Die Pubs sind brechend voll, es war aber dennoch sehr lustig. 😉

So 15 Minuten vor Anpfiff sind wir dann rein. In England wir ja irgendwie grundsätzlich niemand abgetastet, so dass sie es schaffen die Tribünen auch trotz der ultraschmalen Eingänge sehr schnell zu befüllen. Ich hatte 2 Tickets für the Kop, die große Tribüne der Liverpoolfans hinter dem Tor. Mein Dank gilt hier Freund Spargo! Wieder eine tolle Atmosphäre, wenn auch insgesamt etwas zurückhaltender als gegen Villa. Es war halt auch nur Newcastle. 😉 You will never walk alone war aber vor dem Anpfiff wieder mal toll. Das ist einfach Gänsehautatmosphäre und ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich daran irgendwann mal so richtig gewöhnt und es einen NICHT mehr berührt. Ich glaube dann geh ich nicht mehr ins Stadion. 😉

Ich hab es einfach noch mal aufgenommen:

Ich hatte gehofft, dass sie trotz des schwächeren Gegners – Newcastle ist dieses Jahr stark abstiegsgefährdet – raus kommen und gleich Gas geben, versuchen Tore zu machen. Glücklicherweise war das auch genau der Fall! Die Reds fingen gleich mit ihrem typischen Offensivfußball an und setzten Newcastle schon in der eigenen Hälfte stark unter Druck. Besonders das Mittelfeld vom Fc Liverpool finde ich beeindruckend stark. Mascherano und Alonso sind einfach 2 tolle Fußballer. Technisch stark, gutes Passspiel, gutes Auge. Besonders Mascherano ist unglaublich zweikampfstark und kommt dabei fast ohne Fouls aus. Die beiden sind die Zentrale der Reds, da kann man viel über modernen Fußball lernen, wenn man die beobachtet. Besonders gut gefällt mir auch Daniel Agger. Ein junger Däne, Innenverteidiger, wie alle in der Premierleague kopfballstark und vor allem mit einer guten Spieleröffnung.

Der Ball lief jedenfalls bei den Reds und sie spielten sich zahlreiche gute Chancen raus. Fast folgerichtig schossen sie dann auch in der ersten Halbzeit 2 schöne Tore und sorgten so dafür, dass Newcastle sich mehr oder weniger mit Halbzeitpfiff aufgab. Sehr schneller Angriffsfußball, kaum Unterbrechungen und nur ganz wenige Fouls. Der beste Beweis für den Unterschied zu unserem Fußball: Meine Freundin fragte mich Mitte der ersten Halbzeit “Du, das ist hier irgendwie schneller als bei uns oder?” 😉

Wir hatten also viel Spaß. Liverpool macht in der zweiten Hälfte dann noch das 3:0 und sie haben noch zahlreiche Großchancen. Alonso traf 2x die Latte, Gerrard auch noch mal mit einem fulminanten Fernschuss und so durfte sich Newcastle am Ende über eine 3:0 Niederlage kein bisschen beschweren. Das hätte höher ausfallen können.

Insgesamt also ein toller Trip, ein großer Spaß an der Anfield Road! Ich glaube für dieses Saison war es dann wohl auch endgültig mein letzter Trip auf die Insel.

Was bringt die Zukunft? Ich habe aber auf dem Hinflug zufälligerweise die neue 11Freunde gelesen und da war ein großer Bericht über das Superclassico Boca Juniors – River Plate Buenos Aires drin, zusammen mit einem Poster von La Bombonera. Das hängt jetzt bei mir überm Schreibtisch, damit wir das Thema gar nicht aus den Augen verlieren… 😉 Ein großes Ziel für das nächste Jahr, da möchte ich unbedingt, unbedingt hin, auch wenn es wohl doch etwas rauher ist, als alles was wir hier in Europa so kennen. 😉