In the big house of football: Michigan Wolverines – Purdue

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Auf unserer Reise durch die Bundesstaaten des mittleren Westen sind wir irgendwann auch in Michigan gelandet. Wenn Indiana als Staat schon ein bisschen langweilig ist, dann ist Michigan eine ganz eigene Liga. Detroit ist die größte Stadt in Michigan, der ganze Staat lebt von der Autoindustrie und vor dem Hintergrund kann man sich vorstellen, wie es da momentan aussieht. Arbeitslosigkeit steigt gewaltig, ganze Städte sterben aus. Keine Gegend die Optimismus vermittelt.

Ich wollte auf diesem Trip eine Sache unbedingt machen: College Football! Und zwar nicht nur einfach ein College Footballspiel live sehen, sondern ich wollte unbedingt in eines der 4-5 größten Collegestadien Amerikas. Zur Größenordnung: Alle 5 sind größer als jedes Stadion in Europa! Die gehören zu  den größten Stadien der Welt, wenn man mal Rennkurse außen vor lässt. Also über 100.000 Zuschauer Fassungsvermögen. Und das ganze als Teil einer Universität. 😉

Glücklicherweise liegen die dazugehörigen Universitäten nahezu alle im mittleren Westen und da lag es einfach auf der Hand sowas einzubauen. Ich war vor einigen Jahren mal bei LSU. Tigersstadium in Baton Rouge, Louisiana. Auch nicht klein, aber mit 92.000 nicht in den Top 10. Jedenfalls ist die Atmosphäre beim Collegefootball großartig und anders als in der NFL. Dazu später mehr.

Zuerst hatten wir Ohio State ins Auge gefasst. Buckeye Stadium, 103.000 Zuschauer. Das hat dann aber vom Spiel nicht gepasst. Ausweichlösung? Michigan Wolverines!

Die spielen in Ann Arbor und wer den Ort nicht kennt sollte sich nicht groß grämen. Eine wirklich kleine Stadt in einem Kornfeld in Michigan. Man vermutet da alles, aber nicht so ein Stadion. Die University of Michigan hat ein sehr großes, landesweit bedeutendes Footballprogramm und eine gewisse Tradition. Das hat mich wirklich sehr gereizt!

Wir sind also von Ohio nach Michigan gefahren und wollten in der Nähe von Ann Arbor übernachten. Erste Überraschung: Nichts mehr frei. Kein Motel, kein Hotel, rein gar nichts! Dazu muss man wissen, dass im Gegensatz zur NFL die Colleges ein riesiges Einzugsgebiet haben. Sollte man gar nicht denken, aber die Leute kommen wirklich von sehr weit her, um diese Spiele zu sehen. In Amerika besteht eine sehr enge Bindung ans College und daher rührt das auch. Jeder fühlt sich seinem College schwer verbunden, das geht soweit, dass auch bei den Profispielern immer die Colleges dazu gesagt werden. Finde ich eigentlich ganz schön und so sind bei diesen Spielen auch nicht nur Studenten, sondern 70% ehemalige Studenten oder Menschen, die eine enge Beziehung zum Bundesstaat haben. Ein ganz interessanter Mix muss ich sagen, eine schöne Atmosphäre.

Irgendwann haben wir dann weit ausserhalb noch was gefunden. Die Herausforderung am nächsten Tag: Sich dem Stadion nähern ohne viele Stunden im Stau zu stehen! :) Natürlich ist die ganze Infrastruktur in dieser kleinen Stadt auf alles ausgelegt, aber nicht auf 100.000 Leute, die mit dem Auto kommen. Wir haben das dann aber ganz geschickt angestellt und sind sozusagen übers Land in die Stadt gefahren, nicht über die Highways. Woran man sich dann in Amerika auch gewöhnen muss: Parken kostet und zwar kräftig! Das geht so bei 10-15 Dollar los und je dichter man sich dem Stadion nähert, desto teurer wird das. 20 Dollar sind ein ganz normaler Satz, egal ob Football, Baseball, Basketball, egal ob Halle oder draussen. Ich muss daher auch immer schmunzeln, wenn sich die Leute in Deutschland über 4 Euro Parken beim HSV hochkeksen. 😉

Wie auch immer, die Anreise war also schon mal optimal und wir waren auch rechtzeitig vor Ort, um gemütlich die Atmosphäre aufsaugen zu können. Ein zentraler Bestandteil einer amerikanischen Sportveranstaltung und vor allem Football: Tailgating! Das ist im Prinzip nichts anderes als überdimensionales Grillen auf Parkplätzen. Alle machen das vor den Spielen, das ist echt lustig! In aller Konsequenz und Größenordnung. Nix mit Einweggrill aufstellen und ein paar Würstchen grillen. Die veranstalten da komplette BBQs! Das ist so eine Gruppenveranstaltung, es läuft Musik, man spielt nebenbei etwas Football oder sonstige Spielchen (in Michigan war so eine Art Boccia mit kleinen Sandsäcken total in – for whatever reason…). Sehr typisch Amerika und wenn ihr mal zum Football gehen solltet, dann geht auch auf die Parkplätze und schaut euch das an. Tolle Atmosphäre! :)

Wie war das eigentlich mit den Tickets? Leider sind diese Collegespiele immer ausverkauft und es ist meistens recht schwer an Tickets zu kommen, vor allem bei den großen Unis, zu denen Michigan gehört. In diesem Fall kam uns aber die Wirtschaftskrise entgegen. Es gab keine Originaltickets mehr, aber über Stubhub sehr gute Angebote. Ich habe dort Tickets gekauft und sie direkt an meinen Kumpel in Amerika schicken lassen. Das hat problemlos geklappt und wir hatten aus meiner Sicht auch sehr gute Plätze.

Irgendwann steht man dann vor diesem Stadion und denkt: Sieht eigentlich gar nicht so groß aus, wie ich dachte. Wenn man dann aber den Innenraum betritt versteht man auch woran das liegt. Nur der Oberrang ist sozusagen auf Groundlevel, der Rest ist darunter. 😉 Man sieht also von aussen eigentlich nur 1/4 der Hütte. Innen muss ich schon sagen: Riesig, Hammerstadion. Ganz anders als Lucas OL Stadium, aber nicht weniger faszinierend. Super eng, man sitzt im Prinzip auf langen Bänken, es gibt kaum oder nur kleine Gänge und so ziemlich gar keine Verkleidungen der Blöcke. Wenn es dann voll ist, wirkt das wie eine durchgehende Menschenmenge. Das ist schon faszinierend gewesen.

Es gibt einen großen Block, der den Studenten vorbehalten ist. Man erkennt ihn an Farbe und Lautstärke und daran, dass die Herren Studenten als letztes im Stadion sind. 😉

Das hat also schon mal echt gerockt! An dem Tag waren 108.000 Zuschauer dort. – und es war nicht ganz voll. 😉 Michigan hält zudem noch so einen kleinen Collegerekord: Sie haben seit 220 Heimspielen in Folge jeweils immer mehr als 100.000 Zuschauer gehabt. Übersetzt: Das sind ca. 20 Jahre. 😉 Also das muss man sich mal vorstellen. Sie nennen es nicht umsonst etwas stolz ‘the big house of football’

Das Spiel war dann glücklicherweise auch echt gut. Purdue ist klarer Aussenseiter gewesen und eigentlich haben alle mit einer deutlichen Niederlage gerechnet. Davon wusste Purdue aber offensichtlich nichts, denn die haben echt gut gespielt. Das ganze game über keine Fehler gemacht und die Defense von Michigan ziemlich auseinander genommen. College Football ist vom Level nicht die NFL, aber sehr dynamisch, weil alle mit 100% Einsatz spielen und einfach auch mehr Fehler passieren. – Es ist aber dennoch ein gutes Stück über dem NFL Europe Level anzusiedeln, für alle die mal bei so einem Spiel waren.

Ansonsten war die Stimmung toll. Es war laut. sie haben diese fürs College typischen Marchingbands, die ihren eigenen kleinen Wettstreit am Laufen haben und nebenbei Musik machen und die Fans sind auch richtig dabei. Das ganze Stadion in blau gelb, das sah schon toll aus!

Am Ende hat Purdue das Ding echt mit einem Punkt gewönnen und davon waren sie wahrscheinlich selbst wenigstens so überrascht wie die Fans und die Spieler der Wolverines. Es war aber total verdient, weil sie sehr clever gespielt haben und eine hervorragende Offense auf dem Feld hatten.

Das hat für mich am Erlebnis aber nichts verändert. Ein absolutes Highlight dieser Reise, ich war wirklich schwer beeindruckt! Ich habe mir direkt vorgenommen in der Zukunft auch noch mal die anderen Riesenhütten anzuschauen. 😉

Solltet ihr jedenfalls mal in die Staaten kommen: College Football ist eine Empfehlung von mir, ein Erlebnis!

2 Responses to “In the big house of football: Michigan Wolverines – Purdue”

  1. Leon Says:

    mit grosser Freude hab ich den Artikel gelesen.. lustiger Weise war ich im Nov 09 auch genau zu diesem Spiel dort.

    ich muss die in allen Punkten zustimmen, eine wahnsinns erfahrung…wenn sie was können die amis dann college football zelebrieren….

    wir sind damals schon am vortag angereist und haben im Studentenappartment von Freunden übernachtet, somit hat unser tailgatig schon am vorabend begonnen und hat sich wie du schon gesagt hast am nächsetn morgen in stadion nähe fortgesetzt.

    die zählweise von dem sandsäckchen spiel war teilweise etwas wirr , aber spass hats jedenfalls gemacht.(blau-gelbe farben teilweise bis ins kleinste detail ->blau-gelbe jellyshots “GO BLUE”)

    wir hatten über diese befreundete Studenten Karten kaufen, und uns dann in die Studentensektion mit einschleussen lassen. das sehen die ja eigentlich nicht so gerne und du fliegst dann ganz schnell raus(alles gesehen) wenn du keine karte für genau diese sektion hast . aber glücklicher weise standen wir ziemlich weit vom gang entfernt, so war an uns kein rankommen und kontrollieren

    ich glaub das wars noch enger als du das hier beschreibst :) unbeschreiblich…das muss man erlebt haben.

    In diesem Sinne “Hail o the victor vailant……”

    der nächste besuch ist schon geplant !!!!

  2. Joern Says:

    Hallo Leon,

    danke für den ausführlichen Kommentar, hat mich echt sehr gefreut! :) Ich glaube in der Studentensection wäre es definitiv noch lustiger gewesen, das hätte ich gerne gemacht. – und ich bin mir sicher, da war es noch enger. :)

    Das können die Amis halt und College Football ist aus meiner Sicht auch echt sehr typisch Amerika.

    Hoffentlich kann ich das bald mal wiederholen!

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