Livesportfan Blog

Endlich mal wieder Football live! Mein letztes NFL-Spiel in den Staaten ist jetzt doch schon ein paar Jahre her und deshalb hatte ich mich sehr auf die Veranstaltung gefreut. Wie ja bereits im letzten Eintrag erwähnt, besuche ich gerade meinen Freund Steve in Indianapolis. Er ist großer Fan der Colts, ich bin ein großer Anhänger der 49ers, da passt das Spiel natürlich wie die Faust aufs Auge.

Nebenbei gibt es mir die gute Gelegenheit ihn mal in seinem Land zu besuchen und wenn man ehrlich ist: Sonst wäre ich bestimmt auch nicht auf die Idee gekommen nach Indianapolis zu fliegen. 😉 Im Nachhinein ist das aber von der persönlichen Komponente mal abgesehen, ein ganz spannender Trip, denn man bekommt einen völlig anderen Blick auf Amerika. Gerade weil es nicht sonderlich touristisch ist und gerade weil es quer durch den mittleren Westen geht, stellt sich das ganze aus meiner Sicht authentischer dar. Ich war schon recht oft in den Staaten, aber das ist auch für mich neu und äußerst interessant.

Football ist ja ansonsten ein Spiel, was man entweder liebt oder einfach nur chaotisch findet. Es gibt wenige Sportarten, wo Regelkenntnisse so wichtig sind. Man muss sich recht gut auskennen, um daran Spaß zu haben. – Dann ist es allerdings sehr gut! Ich mag es, weil es sehr physisch ist, extrem strategisch und weil es ein echtes Teamspiel ist. Ich kenne keinen Mannschaftssport wo ein einzelner Schwachpunkt in der Mannschaft (= Spieler) so radikal und konsequent attackiert wird.

Es schadet auch nicht, dass es eine der wenigen amerikanischen Sportarten ist, bei der die Fans richtig im Spiel und laut sind. Die Atmosphäre in einem NFL-Stadion kann sehr, sehr gut sein, das deckt sich nicht mit den verbreiteten Vorurteilen über amerikanischen Sport. 😉

Sonntag ist Footballtag!

Wir sind also nach dem Frühstück gemütlich in die Stadt zum Stadion gefahren. Indianapolis ist verhältnismäßig klein für eine amerikanische Großstadt und daher ist das alles sehr kompakt. Natürlich fährt der Amerikaner mit dem Auto zum Stadion. Es gibt keinen öffentlichen Nahverkehr also fährt er prinzipiell Auto. – Immer, überall, jede Strecke. Es gibt auch alles als Drive through! Mit der Betonung auf alles… ich sag nur z.B. Banken… 😉

Indianapolis hat erst vor 1-2 Jahren ein komplett neues Stadion gebaut und auf das war ich wirklich gespannt! Man muss sagen: Diese neuen Footballstadien in den USA sind teilweise schon grandios! Meine Erwartungen waren hoch, aber die wurden noch mal übertroffen. Nicht nur, dass man trotz sehr vieler Zuschauer eigentlich von allen Plätzen gut sehen kann, die Amis haben einfach auch ein Händchen für das ganze drumherum. Es spricht aus meiner Sicht nämlich überhaupt nichts dagegen, dass ein Stadion auch in den Katakomben und im ganzen drumherum toll sein darf. Aber rein gar nichts und das geht deutschen Fußballstadien leider oft komplett ab. Man muss da nicht groß Entertainment veranstalten, aber man kann sicher diskutieren, ob der Würstchenstand wie so ein Betonblock aussehen muss. Besonders krass finde ich das immer beim HSV: Man hat irgendwie das Gefühl das Stadion ist noch nicht fertig oder sie sind vor der Fertigstellung unterbrochen worden….

Lucas Oil Stadium ist jedenfalls beeindrucken, groß und einfach eine geile Hütte! Aufgebaut ist es wie eine große Bahnhofshalle mit viel Klinker, viel Stahl und extrem großen Fenstern. Der Haupteingang ist im gleichen Stil, wie der Eingang in einen alten großen Bahnhof. Viel Licht, viel offener Raum. Das Dach können sie auf- oder zufahren, es ist also je nach Wetterlage eine offene Arena oder eine Halle. Sie haben viel Liebe zum Detail da reingesteckt und spielen eigentlich an allen Ecken und Enden mit dem Logo der Colts. Wenn man das Stadion betritt spielt da eine Band und es hat insgesamt viel Atmosphäre. Ich hab euch mal ein Video mitgebracht:

Das Stadion füllt sich dann so langsam und irgendwann geht es los. Endlich wieder Football live! Im Gegensatz zum Basketball oder Baseball sind das echte Heimspiele. 98% der Fans sind Heimfans, fast alle tragen ein Trikot, dementsprechend klar sind die Sympathien und Farben verteilt.

Beim Spiel der Indianapolis Colts und der San Francisco 49ers war das auch so. Football spielt in Indy eine große Rolle und die Fans sich recht fanatisch was das angeht. Logischerweise habe ich aber trotzdem mein Trikot getragen. Das war ganz lustig, denn man bekommt schon jede Menge blöde Sprüche zu hören, in den meisten Fällen ist es aber ganz lustig. – Umgekehrt führt es jedoch auch dazu, dass sich alle Auswärtsfans automatisch verbrüdern. Da es keine organisierten Auswärtsreisen in der NFL gibt, ein besonderer Umstand.

Das Spiel ging dann für mein Team auch gleich richtig gut los! Eigentlich sind die Rollen klar verteilt: Die Colts sind viel stärker, spielen zuhause, also hab ich eine klare, hohe Niederlage befürchtet und im Prinzip gar nichts erwartet. Glücklicherweise sind wir aber gleich durch einen langen TD-Run in Führung gegangen. Ich bin bei dem Lauf wie so ein Flummi zwischen den ganzen Coltsfans auf meinem Platz auf und abgehüpft und dafür doch ne Menge böser Blicke geerntet. Einer der Fans fragte meinen Kumpel Steve: “Hast du den etwa mitgebracht…? Hört der damit bald auf?” :))

Es war also ziemlich lustig. Natürlich haben die 49ers am Ende wie nicht anders zu erwarten war doch noch verloren, aber es war sehr, sehr eng, ein gutes intensives Spiel. Die Niners haben 3 Viertel geführt und dementsprechend war ich nachher wirklich sehr zufrieden. Ein enges Spiel führt eben auch dazu, dass die Fans intensiv dabei sind und ihre Mannschaft unterstützen. Es ist dann lauter, einfach eine aufgeheiztere Stimmung. Ich bin aber am Ende trotz der Niederlage somit wirklich gut gelaunt aus dem Stadion gegangen, das war ein rundum toller Nachmittag.

Wenn ihr mal die Chance habt ein NFL Spiel in einer dieser neueren Arenen zu sehen, ich würde es sehr empfehlen! Man lernt dabei auch eine Menge über Amerika, denn Football spielt in dieser Gesellschaft eine zentrale Rolle. Es ist deutlich mehr als nur Sport, ähnlich wie Fußball bei uns ja auch ein bisschen mehr als ein Spiel ist. – ob Indianapolis dabei auf dem Weg liegt wage ich aber mal zu bezweifeln. 😉