Livesportfan Blog

Morgen geht die WM 2010 in Südafrika los! – Nein, ich bin noch nicht da unten und ich denke das wird auch bei diesem Turnier nicht klappen. Man soll ja niemals nie sagen, aber die Chancen stehen schlecht.

Aber darüber wollte ich heute nicht erzählen. Bei mir geht jetzt jedenfalls so langsam richtig die WM-Stimmung los. In den letzten Tagen wurde das immer mehr und inzwischen freue ich mich total auf die Weltmeisterschaft. Da ist es doch ein guter Zeitpunkt die Gedanken noch mal zum wunderschönen Turnier in unserem Land im Jahre 2006 schweifen zu lassen.

2006 war für mich eigentlich das Jahr wo aus einer normalen (ok… fast normalen) Sportleidenschaft das wurde, was sich jetzt heute hier in all den irren Ausprägungen nachlesen lässt. Ein echtes Weltturnier und für mich war immer klar: Da bist du dabei! Egal wie, absolut egal wie.

Na ja, die Ticketsituation war vor der Weltmeisterschaft schon schwierig. Ein Hauen und Stechen in den Verlosungen, Millionen von Ticketbestellungen für viel zu wenige Tickets usw., usw. Ich gehe da jetzt mal nicht tiefer in die Details – jedenfalls nicht heute –  aber am Ende hatte ich doch eine ganze Menge Tickets für eine ganze Menge Spiele. Das hat mich im Prinzip aber auch den ganzen Mai gekostet in dem ich nahezu gar nicht geschlafen habe. Man wusste ja nie, wann diese komische Fifa die Tickets anbietet und wenn das soweit war musste man einfach ultraschnell sein. 😉 Das hatte teilweise schon sehr krasse Ausprägungen, war aber unterm Strich eine total geniale Zeit, die ich nicht missen möchte! Da sind Freundschaften entstanden, emotionale Höhen wie Tiefen durchlebt worden, unglaublich. Ich glaube ich erzähle dazu doch noch mal bei Gelegenheit etwas ausführlicher, z.B. von der so genannten goldenen Nacht Mitte Mai in der es ab 2:00 Uhr nahezu alles an Tickets gab. 😉 Letztendlich ist die Ticketjagd 2006 der absolute Beweis, dass es im wesentlichen um Hartnäckigkeit und viel investierte Zeit geht, wenn man Tickets von Topveranstaltungen haben möchte. Zu rechten Zeit am rechten Ort.

Das Eröffnungsspiel hatte ich jedoch in all diesen vielen Stunden immer wieder verpasst. Das Wochenende vor der WM stand auf dem Kalender, Pfingsten. Meine Freundin hat auf mich eingeredet wie auf ein krankes Pferd, ob wir nicht mal 3 Tage den sch… Ticketshop aus dem Auge lassen können, um mit Freunden über Pfingsten wegzufahren. Keine sehr leichte Entscheidung, aber in Anbetracht des großen Turniers direkt vor der Tür und der Menge an Tickets, die ich bereits hatte, sind wir dann also losgefahren. – Ich muss wirklich sagen: Schweren Herzens, weil ich in dem Moment meine letzte Chance abgehakt hatte 5 Tage später in München sein zu können.

Das Wochenende war dann aber doch sehr nett. Ich hatte mich mit der Situation letztendlich abgefunden und dachte meine WM startet dann halt 1 Tag später mit Argentinien – Elfenbeinküste. Auch ok, schöner Auftakt. Wir kamen dann zurück und ich weiss das noch bis heute wirklich im allerletzten Detail: Es war Pfingstmontag, am späten Nachmittag, etwa 17:00 Uhr. Ich hatte die Schuhe noch nicht aus und bin direkt an den Rechner gegangen. – ein Grundreflex in diesen Tagen. Auch hier lasse ich die Details weg, aber der Rechner hat immer so einen Warnton ausgesendet, wenn auf einem bestimmten Spiel Bewegung in den Ticketshop kam. Sehr praktisch. 😉

Plötzlich und ich werde diesen Moment nicht vergessen, machte es pling und Spiel 1 war gelb! Eröffnungsspiel in München! Deutschland – Costa Rica! Ich hatte echt zittrige Finger, aber ich habe diesen Bestellvorgang so schnell durchgezogen, wie es nur ging. Ausreichend Datensätze für die Personalisierung der Tickets hatte ich glücklicherweise immer neben dem Rechner. Dann kam der Moment, der wirklich bei jeder Bestellung 250er Puls erzeugt hat: Absenden der Bestellung. Ich habe an diesem Punkt viele Tickets verloren, weil der Server Fehler geworfen hat, aber teilweise auch nachträglich feststellen dürfen, dass die Bestellung offensichtlich nur bei mir fehlerhaft war und die Karten bekommen. Na, whatever, ich drücke also schweissgebadet auf den Knopf, das System mengte eine Weile…eine lange Minute… und plötzlich stand da “Bestellung erfolgreich!” Ich glaube ich saß nur ein paar mal so dermaßen paralysiert vor dem Screen wie in diesem Moment! Murmelte dann nur zu Heike: “Du, wir fahren Freitag zum Eröffnungsspiel nach München, ist das nicht geil?!” Das war eine gewisse Form der Schockstarre. 😉 Danach nur noch großer Jubel!

Jetzt gingen die Schwierigkeiten aber erst so richtig los, denn ich musste die Tickets noch bei einem dieser unsäglichen Ticketcenter abholen und eine Anreise hatte ich ja auch noch nicht. – Zudem war Samstag Argentinien – Elfenbeinküste in Hamburg, da galt es wieder zurück zu sein. Schwierig. Nicht unmöglich, aber schon schwierig. 😉

Ich hab dann einen Lufthansahinflug ab Hannover nach München gebucht. Allerdings nur Hinflug. Zurück nachts mit dem Mietwagen damit wir rechtzeitig wieder in Hamburg sein konnten. Es gab leider keinen passenden Rückflug. Lästige Details. 😉 Wie würde Ballack sagen: Eine WM ist halt kein Ponyhof.

Am besagten Freitag ging es dann nach Hannover. Mein Plan war: Morgens in Hannover ins Ticketcenter, die Tickets abholen und dann nach München fliegen. Es war alles ziemlich hektisch, aber mit einem Adrenalinpegel am Anschlag lässt sich so einiges als lustig empfinden, was nicht lustig ist. 😉 Im Ticketcenter – als wir es dann in Hannover endlich gefunden hatten – war es dann aber echt geil. Eine dieser Geschichten, die man nicht mit Geld kaufen kann und nie wieder vergisst.

Ich also da rein, wie immer in der Schlange gestanden und dann kam ich an einen Schalter hinter dem so eine wirklich hübsche Frau stand (Zufall, versteht sich). Ich geb ihr meine Ticket-Bestätigung, sie schaut 2,3x auf den Zettel, bekommt ziemlich große Augen, schaut mich dann direkt an und sagt: “Nimmst du mich jetzt mit nach München?” Klimper, klimper. Krass oder? Ehrlich… natürlich habe ich es direkt und vehement abgelehnt. Aber sowas passiert einem original auch echt nur, wenn die Freundin draussen vor der Tür steht. 😉

In München angekommen sind wir direkt zum Stadion. Es war gleichzeitig auch mein erster Besuch im neuen Stadion von Bayern München. 2005 waren wir in Australien und 2006 hatte ich es in der Rückrunde nicht nach München geschafft.

Das Stadion ist in meinen Augen sehr schön, speziell von aussen und bei Beleuchtung und für die Größe auch einigermaßen eng.

Wir also rein, perfekte Plätze, direkt hinterm Tor ganz unten und erst mal diese unglaubliche Atmosphäre rund um die Auftaktveranstaltung aufgenommen. Jetzt ist es bei so einem großen Turnier ja recht üblich zum Auftakt allerlei Choreografie auf dem Rasen zu veranstalten. Das war in München nicht anders. Der Grönemeyer trällerte sein Liedchen, der schwule Löwe ohne Hose rannte auch auf dem Platz rum, es war ein sonniger Tag, einfach der perfekte Start fürs Turnier. Irgendwann kamen dann alle möglichen ehemaligen Weltmeister auf den Platz wie z.B. Pele, Bobby Charlton, Mario Kempes, Rossi, alle Weltmeister von 1974, von 1990… Alle da! Wirklich das Who is who der Fußballgeschichte! Claudia Schiffer brachte den Pokal rein und als dann Horst Köhler aufs Podium stieg und zum Abschluss einer kurzen, guten Rede das Turnier als eröffnet erklärte, da wurde einem echt erst mal so richtig bewusst, was für eine unglaublich große Nummer das alles gerade war an der wir live teilnehmen durften! Riesiges Glück! Freitag 9. Juni 2006, das ist ein Tag über den ich noch meinen Enkeln erzählen werde!

Dann ging es mit der Kickerei los!

Ich hab da mal ein Video:

Alle waren natürlich auch nervös, weil die Mannschaft im Vorfeld des Turniers nicht gerade geglänzt hatte. Drücken wir es freundlich aus. 😉 Das Team erwischte aber einen super Start: Lahm machte nach wenigen Minuten ein echtes Weltklassetor. Perfekt, besser konnte das nicht losgehen. Man konnte da auch echt spüren welchen positiven Druck die Zuschauer ausüben können. Das war ein echtes Heimspiel und weitere sollten folgen.

Danach hat die deutsche Mannschaft dann ein paar mal lustig versucht auf Abseits zu spielen – ich sage ja immer: wenn man unten hinter dem Tor sofort sieht, dass es kein Abseits ist, spielt das Team eine SEHR schlechte Abseitsfalle – und bekam nur ein paar Minuten nach der Führung die Quittung in Form des Ausgleiches. Es ging dann aber weiter munter hin und her und Miro Klose schoss unsere Elf wieder in Führung. Die erste Hälfte verging echt wie im Flug, ein großes Erlebnis. Da schmeckte plötzlich sogar das üble amerikanische Bier. 😉

In der zweiten Hälfte wurde sofort an die ersten 45 Minuten angeknüpft: Deutschland spielte munter nach vorne, hatte Chancen und machte hinten teilweise echt haarsträubende Fehler. Nach dem 3:1 durch Klose brachte ein weiterer dieser doch recht kläglichen Versuche auf Abseits zu spielen Costa Rica erneut heran. Ganz ehrlich: Bei diesem ersten Spiel waren wir uns auf der Tribüne alle einig, dass es gegen eine richtig gute Mannschaft so schlimm werden könnte. Da hätte niemand Halbfinale getippt.

Alle zitterten dann ein bisschen vor dem durchaus möglichen Ausgleich. Am Ende erlöste uns der Frings mit einem Gewaltschuss zum 4:2. Dazu fällt mir ein: Manchmal hat man ja so lichte Momente und Vorahnungen und so ging es mir bei diesem Tor. Ich hab es einfach kommen sehen, hatte es im Gefühl. Glaubt ihr nicht?

Dann seht doch selbst:

Costa Rica hatte sich tapfer geschlagen, war dann aber doch endgültig besiegt. Wir haben noch ein bisschen mit der Mannschaft gefeiert und das gerade erlebte mal richtig auf uns wirken lassen. Was für ein überragender Moment! Ich kann das nicht gut in Worte fassen, weil es einfach eine sehr emotionale Veranstaltung war und ich konstantes Herzrasen hatte. Einer dieser Tage, die man nicht wieder vergisst.

Das Stadion leerte sich langsam. Wir haben uns noch mit ein paar Freunden aus dem Forum unterhalten und sind dann irgendwann mit dem Mietwagen in die Nacht gen Hamburg gebraust.

Eröffnungsspiel in München und wir waren dabei! Ein echter Welttag!