Livesportfan Blog

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, so lustig war das! Ich sage es gleich vorab: Es war nicht meine Idee zum amerikanischen Fußball zu gehen, aber im Endeffekt: Eine äußerst witzige Veranstaltung! :))

Könnt ihr euch echt nicht vorstellen, ich hatte die ganze Zeit das Gefühl in so einem Fußballcomic zu sitzen. 😉

Zufällig finden in der Major League Soccer in den USA gerade die Playoffs statt, es geht also zur Abwechslung mal um was. Playoffs finde ich beim Fußball ja ansich schon lächerlich, aber der Amerikaner braucht halt immer ein Duell. So am Ende eines Jahres hat der gewonnen, der oben mit den meisten Punkten steht, ist irgendwie ein seltsames Konzept. Das mögen die hier nicht.

Playoffs also, immerhin nach Vorbild des Europapokals, Hin- und Rückspiel und nicht Best of 7 oder sowas. Wir waren beim Spiel Columbus Crew – Real Salt Lake. – Ja, bei den Namen hab ich auch direkt so ein dickes grinsen bekommen, wie ihr jetzt. Man könnte aber auch sagen ein Dorf aus Ohio gegen die Mormonen, vielleicht wird es dann klarer. 😉

Columbus ist eine Stadt in Ohio und das lag halt auf dem Weg. Das Spiel fand auf einen Donnerstag Abend statt und wir haben da eben kurz auf der Durchreise gestoppt.

Das Stadion war nicht sonderlich groß, aber ich hätte ehrlich gesagt mit weniger Fans gerechnet, zumal die ganzen Kinder nicht da waren, die bei Spielen am Samstag normalerweise anwesend sind. Ich kann die Zahlen nicht schätzen, aber Angesichts der Tatsache, dass es unter der Woche und wirklich schnatterkalt war, fand ich das eigentlich gar nicht schlecht besucht. Columbus – so wurde mir berichtet – ist der amtierende Meister und eines der Topteams in der Liga. Gut das vorher schon erfahren zu haben, denn hinterher hätte ich es sicher nicht mehr geglaubt. Kein Wunder, dass sich der Beckham in der Liga langweilt. Das Niveau ist mit viel Goodwill untere zweite Liga bei uns, allerdings realistisch betrachtet wohl doch eher mit der Regionalliga gleichzusetzen. Ich kann sagen: Das ist in der Kälte nicht besonders erwärmend.

Ich hab mir die Aufstellungen angeschaut und kannte in jedem Team genau einen Spieler. Das will auch schon was heissen und wenn man dann noch erwähnt, dass der Topspieler von Columbus Frankie Hejduk ist, dann wisst ihr sofort wie der Hase läuft. 😉 Und nein, der kann immer noch nicht Fußball spielen, daran hat sich nichts geändert. Er ist in Columbus aber offensichtlich so eine Art Nationalheld. Ich habe mich zurückgehalten und das nicht weiter hinterfragt. Wollte mich nicht noch weiter unbeliebt machen. 😉

Bei Columbus spielt übrigens auch einer, der ist in den letzten beiden Jahren zum besten Verteidiger der Liga gewählt worden. – Man möchte dann definitiv nicht mehr die richtig schlechten Verteidiger kennen lernen, das könnt ihr mir glauben. So Typ Robert Huth ohne Technik. Wie? Robert Huth hat doch auch keine Technik?? Also im Vergleich…. ;))

Na ja, ich hatte schon meinen Spaß, aber eher so aus dem Comedyaspekt heraus.

Oh bevor ich es vergesse: Sie haben sogar einen richtigen Fanblock in der Kurve, so mit Schals, Anfeuerung und Gesang. Das will ich jetzt nicht zu schlecht machen, denn die waren für die Zahl recht laut und haben sich bemüht. Das hat sich schon an einem Fanblock in Europa orientiert. Lustigerweise hieß der Fanblock Nordecke. 😉 Es scheint in Columbus eine deutsche Kommune zu geben.

Das Spiel ging dann los und hatte das entsprechend niedrige Niveau. Columbus musste ein Tor aufholen, da sie das Hinspiel 1:0 verloren hatten und am besten kein Tor bekommen, Stichwort Auswärtstorregel.

Sie beginnen ganz munter und stolpern tatsächlich 2 Tore rein, was ja zum Weiterkommen gereicht hätte. Aber dann kam der Schiri ins Spiel und glaubt mir: Sowas hab ich im Leben noch nicht gesehen! Ich glaube ich war erstmalig live Zeuge eines verschobenen Spiels und konnte schon so einen Menschen in Malaysia vor dem geistigen Auge sich die Hände reiben sehen. Was ist passiert? Die Mormonen bekommen 2 Minuten vor der Halbzeit einen Elfmeter. Einen Elfmeter, wie ich ihn noch nie gesehen habe! Dagegen war die Schwalbe von meinem speziellen Freund Andy Möller damals ein echtes Foul. Hoher Ball in den Strafraum, allerdings so hoch, dass er meterweise über alle Köpfe segelt. Den hätte eh niemand erreichen können, der Ball war nicht mal in der Nähe eines Spielers. Zwei Spieler stehen am äußersten Ecks des Strafraums und fallen beide um. Tja und das war dann Elfmeter. 😉 Unglaublich, echt unglaublich! Salt Lake schiesst das wichtige Auswärtstor und lässt mal eben die ganze Luft aus dem Stadion und dem Spiel.

In der zweiten Halbzeit ging der lustige Beschiss dann noch ein bisschen weiter, denn man hätte locker 2x Handelfer für die Heimmannschaft geben können, aber wahrscheinlich wäre das dem neuen Auto des Schiris in die Quere gekommen. 😉

Salt Lake kontert dann noch 2x schön und macht das 2:2 und das 3:2. Columbus brauchte also 3 Tore, was natürlich ausserhalb des Lösungsraumes war. Spiel durch, Topfavorit auf den Titel ausgeschieden.

Meine amerikanischen Sitznachbarn haben noch 5 Minuten vor Spielende vollmundig mitgemacht, weil sie der Meinung waren, dass ihnen 2 Tore die Verlängerung bringt. ;))) Ich habe natürlich missionarische Aufbauarbeit geleistet und allen in Hörweite kurz das Prinzip des berüchtigten Auswärtstores vermittelt. :))) – Wobei sie das dann irgendwie auch doof fanden, weil ich ihnen dann nebenbei auch noch erklärt habe, dass es in diesem Spiel grundsätzlich keine Verlängerung mehr geben kann. Man kann nicht alles haben würde ich sagen.

Insgesamt sportlich betrachtet eine arme Veranstaltung, aber wenn man es aus anderen Blickwinkeln anschaut, hatte das sehr unterhaltsame Züge. Müsste ich jetzt aber nicht noch mal haben…. ;))