Gleneagles! At The Ryder Cup 2014!

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rydercup_2014_10 Golf???? Also wenn das nicht komplett unter Randsportarten läuft, weiß ich aber auch nicht mehr weiter! :) Um Heike an dieser Stelle direkt mal zu zitieren: Als ich ihr erzählt habe, dass ich Tickets für den Ryder Cup habe (für uns beide, versteht sich) schaute sie mich mit diesem leicht gequälten Blick an und sagte: “Das meinst du jetzt aber nicht ernst oder? Das ist ein Scherz, ne?” Hmmm…. ehrlich gesagt war es keiner. :)

Nun muss ich zugeben, Golf ist wirklich nicht einer meiner favorisierten Sportarten. Soweit kann ich natürlich nicht gehen. Dennoch bin ich grundneugierig und probiere halt auch mal gerne was Neues aus. Tja und da man sich jeder neuen Sportart aus meiner Sicht immer zunächst von ganz oben nähern sollte, landet man dann im Golf relativ schnell beim Ryder Cup!

rydercup_2014_5Zudem ist es schon das einzige wirklich relevante Mannschaftsevent im Golfsport. Europa gegen die USA! Endlich mal im Team gegeneinander! Endlich mal Stimmung auf der löchrigen Wiese! Ich habe vor ein paar Jahren im Fernsehen den Ryder Cup in Wales gesehen und das hat mich echt fasziniert. Da war eine unglaubliche Atmosphäre an den Greens. So überhaupt nicht der gesetzte Golfsport wie man es vielleicht erwarten würde. Zu dem Zeitpunkt ist es also bei mir auf die innere Liste geraten.

rydercup_2014_2Der Ryder Cup findet nur alle 2 Jahre statt und immer abwechselnd in den USA und in Europa. Für mich war hierbei von Anfang an klar: Wenn ich das mache, dann a) nur in Europa und b) in einem Land in dem Golf ein Volkssport und nicht so eine super elitäre Veranstaltung wie bei uns ist. Bevorzugter Wunsch war eine Location auf der Insel oder in Irland. Flugs im Internet die Veranstaltungsorte analysiert und da blieb eigentlich nur eine Option übrig: 2014 in Gleneagles, Schottland! Im Mutterland des Golfsports! – Das war übrigens vor 2 Jahren!

rydercup_2014_1Wie immer fehlten die Tickets. Im Juni 2013 habe ich mich dann mal angefangen damit intensiver zu beschäftigen. Mir wurde dabei recht schnell bewusst: Der Ryder Cup ist offensichtlich eine sehr nachgefragte Veranstaltung und nur weil man als Fußballfan Golf im Prinzip für eine teure Variante eines Murmelspiels für Rentner hält, muss das im Rest der Welt ja keine Gültigkeit haben. Ich kann jetzt aus erster Hand behaupten: Es hat keine Gültigkeit! Viel Nachfrage nach Tickets, gepaart mit der extremen Anschlagsparanoia der Amis und schon hat man eine handfeste Ticketherausforderung vor der Nase! Ich mache viel im Ticketbereich und würde mich auch als einigermaßen erfahren bezeichnen, aber bei den Ryder Cup Tickets haben sich die lustigen Schotten mal was ganze Neues ausgedacht. Und jetzt bitte einmal festhalten: Um an der Verlosung (!) der Tickets überhaupt mal teilnehmen zu dürfen, brauchte man lediglich eine gefühlte Tonne persönlicher Daten hinterlegen und ein biometrische Passbild! Ein biometrisches Passbild für ein paar Sporttickets!!! – Ist logischerweise komplett irre, aber leider weckt sowas direkt meinen Ehrgeiz. Alleine deshalb hab ich schon alles versucht um da rein zu kommen. :)

rydercup_2014_6Und was soll ich sagen? Es hat am Ende geklappt und wir haben ein Jahr vor der Veranstaltung eine Zuteilung für die zwei Sessions am Samstag bekommen! Strike! Darüber habe ich mich wirklich gefreut!

rydercup_2014_20Viel weiter habe ich mich natürlich erst mal mit dem ganzen Event nicht beschäftigt. Warum auch? Gut, mir ist dann irgendwann aufgefallen, dass ein bisschen mehr Augenmerk der Sache vermutlich nicht schlecht getan hätte. Die Unterkunft in Edinburgh hatte ich zwar relativ fix verhaftet, aber wie man da eigentlich auf diese löchrige Wiese kommt, darüber hab ich mir keinerlei Gedanken gemacht. Ich dachte: Auto mieten, fertig. Gesagt, getan. Nun… das war so lange eine brilliante Idee bis ich auf Google Maps mal Gleneagles eingegeben habe und feststellen durfte, dass dieser Golfplatz wirklich mitten in der schottischen Steppe liegt! Da führt genau eine Straße daran vorbei und die hat eher die Größe eines asphaltierten Feldweges. Plötzlich schien mir die Autoidee nur noch halb so brilliant zu sein. Die Veranstalter hatten zwar sowohl Züge, als auch Busshuttle aus Edinburgh eingerichtet, aber offensichtlich hatten die feigen Schotten weit weniger lange auf die Autokarte gesetzt als ich.

rydercup_2014_18Das Ende vom Lied: Die Züge waren für den besagten Samstag bereits alle ausgebucht, die Busse fast alle. Schöner Mist! Oh halt, es gab doch noch einen Bus: den um 6:45 Uhr. Abfahrt, nicht aufstehen… – Ich habe es geschafft diese nicht ganz unwichtige Detailinformation gegenüber Heike bis ca. 2 Wochen vor dem Event zu verschweigen, aber irgendwann fragte sie mich: “Du sag mal, wann geht denn dieser komische Golfquatsch da eigentlich los? Mittags? Können wir vorher in Edinburgh noch in die Stadt?” Ähm… ja, also… fast… Ich sags mal so: Nach meiner Antwort sah das nicht komplett nach weibliche Begeisterung aus… :)

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Wir haben schottische Freunde in Edinburgh, Marcus und Marianne. Schottische Gastfreundschaft ist etwas ganz tolles und obwohl wir uns ein paar Jahre nicht gesehen haben, durften wir direkt bei Ihnen wohnen. Das hat dem Trip natürlich gleich noch einen weiteren Sinn gegeben.

rydercup_2014_9Am nächsten Morgen – oder sollte ich sagen mitten in der Nacht – ging es dann mit dem besagten Shuttlebus raus auf den schottischen Acker. Ich war wirklich sehr gespannt, vor allem wie die Atmosphäre auf dem Platz sein würde. In Gleneagles angekommen gab es erst mal die aufgrund der amerikanischen Paranoia zu erwartenden Flughafensicherheitschecks. Ich glaube ehrlich diese Scanner waren überhaupt noch niemals so weit von einem Flughafen entfernt wie dort in den Highlands. 😉 Da wir aber ja einer der ersten Busse überhaupt vor Ort waren, ging es doch alles recht zügig.

rydercup_2014_16Nun und dann geht man mit der gesammelten Meute quer übers Gelände in Richtung Hole 1 zu den ersten Abschlägen des Tages. Wie ich hinterher erfahren musste, stand am Abschlag von Hole 1 Michael Jordan. Als Begleiter des amerikanischen Teams. Leider verpasst… Ok, ich wäre ja aber dann auch gleich komplett in Ohnmacht gefallen und der Tag somit gelaufen. Also von daher vielleicht gut, dass wir uns doch nicht begegnet sind. – Ihr dürft mir glauben ich werde jetzt häufiger beim Ryder Cup sein! 😉

Das erste was ich an dieser Stelle extrem positiv bemerken möchte: Es ist einfach toll, wie frei man sich auf dem Platz bewegen kann! Man ist eigentlich überall ganz nah dran, es ist total wenig abgesperrt und auf diese Weise kommt man dem Sport doch sehr nah. Die Perspektive ist zudem eine völlig andere als im Fernsehen! Im Fernsehen wird der Sport etwas mehr von oben gezeigt, wohingegen man am Platz mehr auf Augenhöhe der Spieler ist. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen.

rydercup_2014_13Dazu hatten wir echtes Glück mit dem Wetter! Ich sag es mal so: Ende September in Schottland muss es sicher nicht warm und schon mal überhaupt nicht trocken sein. Ich denke wir haben hier einen absoluten schottischen Sahneherbsttag erwischt! Vermutlich hätte ich bei Regen mehr Schwierigkeiten gehabt, Heike von der Veranstaltung zu begeistern, aber so hatten wir Spaß.

rydercup_2014_3Ein weiterer, ganz zentraler Unterschied ist dann das Verhalten der Zuschauer bzw. auch was an Verhalten und Lautstärke geduldet wird. Normalerweise ist Golf ja so ein ganz ruhiger, gesetzter Sport. Nur nicht emotional werden und wer singt oder schreit fliegt raus. Das ist beim Ryder Cup echt ganz, ganz anders! Es gibt Fangesänge (in diesem Fall vor allem für die Europäer), Anfeuerung, Jubel, richtig klasse Stimmung. Vor allem rund um die wichtigen Greens mehr zum Ende der Runde hin war die Atmosphäre teilweise unglaublich! Da ging es dann ja auch richtig um was und die Zuschauer sind entsprechend mitgegangen.

rydercup_2014_4Man muss natürlich immer schauen, dass man vor den Spielern am grün ist, um weit vorne zu stehen und auch etwas sehen zu können. In der Morgensessions ist uns das noch etwas schwer gefallen, aber Nachmittags hatten wir den Bogen ganz gut raus. Aber letztendlich kann man so auch mal eine Pause machen, irgendwo ein Bierchen oder einen Kaffee nehmen. Das war jedenfalls auf dem Gelände alles exzellent organisiert, großes Kompliment an die Schotten!

rydercup_2014_15Timing ist ja insgesamt alles und was mir vorher gar nicht so bewusst war: Obwohl Schottland das Mutterland des Golfsports ist, wurde der Ryder Cup bisher erst 2x dort ausgerichtet. – und das letzte Mal in den 70er Jahren! Entsprechend aufgeregt und begeistert waren die Schotten auch. Es war selbst in Edinburgh komplett spürbar, wie wichtig das Event für das Land ist. Sowas mag ich ja, wenn so ein Sportevent das ganze öffentliche Leben mal für kurze Zeit übernimmt. :)

rydercup_2014_19Der ganze Wettbewerb besteht aus 3 Tagen, wobei an den ersten 2 Tagen zwei Spielformen zwischen den 2 Teams ausgespielt werden – Fourball und Foursome und am letzten Tag eine Reihe von Einzelduellen. Welches Team zuerst 14,5 Punkte hat, gewinnt. Fourball und Foresome klingt jetzt natürlich zunächst mal wie Begriffe aus dem Erotikumfeld (gut was soll man von einem Sport auch erwarten, in dem es mit Birdy, Eagle oder Albatros eine ganze Vogelkolonie gibt?), sind aber letztendlich lustige Spielformen, die im Zweierteam gegeneinander ausgetragen werden.

rydercup_2014_8Es ging morgens also mit einer Runde Fourball los. Jeder schlägt seinen eigenen Ball und der beste Ball eines Teams gewinnt. Und dann geht es eigentlich nur darum, welches Team mehr Löcher für sich entscheiden kann. Wenn man den Spielern dann so rund um den Platz folgt, stellt man relativ schnell fest was für ein unglaubliches Niveau jeder einzelne von denen besitzt! Wirklich ganz beeindruckend! Teilweise sind die beiden Teams fast bis zum Ende auf Augenhöhe gewesen, aber dennoch hat jeder einzelne der Spieler den Platz deutlich unter Par gespielt. Ich bin sicher kein Golfexperte, aber das hat mich schon sehr fasziniert. Den Vormittag konnten die Amis mit 2,5 zu 1,5 für sich entscheiden und hätte der Weltranglistenerste Rory McIlroy nicht am letzten Loch vor unglaublicher Kulisse mit einem tollen Putt das Unentschieden gerettet, wäre die Bilanz noch negativer für die Europäer ausgefallen.

Hier mal ein kleiner Eindruck vom 13. Grün. :)

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rydercup_2014_12Am Nachmittag haben sie dann Foursome gespielt. Bedeutet nichts anderes als beide Spieler eines Teams müssen abwechselnd denselben Ball schlagen. – Ganz konkret kann man sich das so vorstellen: Martin Kaymer hat 18 Löcher lang Justin Rose zickzack durchs Unterholz der schottischen Prärie gescheucht. Eigentlich unfassbar, dass sie am Ende tatsächlich noch Unentschieden gespielt haben. 😉 Kaymer hatte jedenfalls an dem Tag eine Streuung wie eine abgesägte Schrotflinte.

rydercup_2014_11Wir haben uns am Nachmittag frühzeitig zum 16. Loch begeben. Dort war die Stimmung den ganzen Tag mit am besten. Zudem hören sie sofort mit dem Spielen auf, wenn das Match entschieden ist. D.h. es kommen halt auch nicht alle Partien bis zum 18. Loch, aber fast alle bis zum 16.

rydercup_2014_17Die Atmosphäre an dem Loch am späten Nachmittag fand ich jedenfalls ganz bemerkenswert! Die Europäer waren stark in der zweiten Session und so gab es an dem Loch einige vorentscheidende Schläge. Das war natürlich toll da so dicht dran sein zu können. Als Rory McIlroy und Sergio Garcia jedenfalls genau an dem Loch den Punkt für Europa klar gemacht haben, sind die Zuschauer richtig abgegangen. Ich vermute das kann man sich jetzt nicht so wirklich vorstellen, vielleicht klingt es sogar unglaubwürdig, aber ich übertreibe in dem Punkt tatsächlich nicht. Ich habe das als absolutes Livesport Highlight empfunden!

rydercup_2014_21Im Prinzip verschmelzen beim Ryder Cup das Fußballstadion mit dem Opernpublikum miteinander und das ergibt einen ganz spannenden Mix. Solltet ihr mit dem irren Gedanken spielen mal zum Golf zu gehen, dann würde ich euch einen Besuch des Ryder Cups jedenfalls wärmstens ans Herz legen wollen. Das ist ganz großer Spaß gewesen!

Sollte der Cup mal wieder auf die Insel kommen, werde ich bestimmt wieder hingehen. :)

 

 

 

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