Hotte hü! Deutsches Galoppderby in Hamburg 2010

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Ja, ja…ich weiß! Pferderennen…? Bitte?? Also das war doch mal was ganz anderes! Kein Ball im Spiel, kein Stadion im herkömmlichen Sinne und natürlich auch keine Tore.

Ich war noch nie bei einer wie auch immer gearteten Pferdeveranstaltung. Warum? Gute Frage, es hat sich bisher einfach noch nie ergeben. Sonderlich angestrebt habe ich es aber zugegebenermaßen auch nicht. 😉

Meine Freunde Daggi und Volker gehen jedes Jahr zum Derby auf die Galopprennbahn in Hamburg Horn. Sie haben darüber immer sehr begeistert erzählt und hatten auch letztes Jahr schon mal gefragt. Da passte es aber zeitlich bei mir nicht rein. Dieses Jahr hatte ich es mir fest vorgenommen, aber dann hat dieser uninspirierte Pferdeclub die Veranstaltung auf das Wochenende des WM-Finales in Südafrika gelegt (zum Thema Marketing komme ich eh gleich noch mal…) und da ich absolut unsicher war, wo ich an dem Tag sein würde, habe ich es abgesagt.

Wie es der Zufall aber so will, haben wir gemeinsam das eine oder andere WM-Spiel der deutschen Mannschaft in meinem WM-Stadion geschaut. Beim Spanienspiel erzählte mir Volker so beiläufig, dass jemand abgesprungen wäre und sie noch ein Ticket über hätten. Gute Gelegenheiten muss man ja bekanntlich nutzen, auf das Spiel um Platz 3 hatte ich eh keine gesteigerte Lust, also hab ich die Chance am Schopfe gepackt und zugesagt.

Samstag war natürlich wie auf Bestellung der heisseste Tag des Jahres. Menschenverachtende Temperaturen sozusagen. :) Ich war wirklich sehr neugierig, weil ich ja noch nie auf einer Rennbahn war und die landläufige Meinung über Pferderennen (oder auch die gängigen Vorurteile…) sich mit meiner schon ein wenig gedeckt hat: Bisschen staubig, altes Publikum, große Hüte, vielleicht auch nicht so spannend. Ich lasse mich aber grundsätzlich gerne auf Neues ein und probiere Dinge aus. Warum also nicht?

Und ich muss sagen: Ich war wirklich angenehm überrascht! Das war überhaupt nicht alt und staubig, sondern eine sehr kurzweilige, spaßige Veranstaltung mit vielen interessanten Details und guter Atmosphäre. Zu schade: Es waren leider verhältnismäßig wenige Zuschauer an der Bahn. Ok, es war jetzt nicht das wichtigste Rennen der Derbywoche und viele Hamburger waren sicher auch an der See, aber ein paar mehr hätte die wirklich nette Veranstaltung schon verdient gehabt. Es wäre natürlich auch hilfreich gewesen, wenn die Veranstalter den Hamburgern von dem Event erzählt hätten. Also da kann man ja die wildesten Sachen machen: Plakate, Radio, Flyer…. Reinstes Guerillamarketing also, aber den Galoppern war das wohl doch alles etwas zu verrückt. Ich hätte jedenfalls von der Derbywoche in der Stadt absolut nichts mitbekommen. Wenn Volker mir nicht davon nicht erzählt hätte, wäre das total an mir vorbei gegangen. Das ist schade!

Anyway, am Samstag waren 11 Rennen angesetzt, jede halbe Stunde eines. Da vergeht die Zeit wie im Flug, unglaublich! Unterschiedliche Längen, unterschiedliche Anzahl an Pferden, Hindernisrennen, Ponyrennen und vieles mehr. Die einzige Konstante bei der Pferdenummer: Man wettet in unterschiedlichen Mustern und Varianten auf jedes Rennen, nur um an Ende eben auf unterschiedliche Arten verloren zu haben. 😉

Natürlich wurde ich vorher hinterlistig mit der Aussage “Newbies gewinnen hier immer, du gehst mit mehr Heim, als du gekommen bist” gelockt und zum Wetten verführt. Logischerweise habe ich rein gar nichts gewonnen, dabei habe ich absolut alles probiert! Ich habe mal auf den Favoriten gesetzt, mal auf den absoluten Aussenseiter, mal auf den Fach-Tipp aus der lustigen Galopperzeitung, mal auf den Tipp des alten Hasen, der den ganzen Tag auf der Rennbahn verbringt, mal auf den Klepper, dessen Namen mir am besten gefällt…. Verdammt, ich habe sogar bei einem Rennen auf den Gaul mit der hübschesten Pferdepflegerin gesetzt!! Da könnt ihr mal sehen wie verzweifelt ich wirklich war! Hat aber alles nichts gebracht.

Man muss dann mit der Zeit aufpassen, dass man nicht immer zum selben Wettschalter geht, wenn man sich so ein müdes mitleidiges Lächeln als Reaktion ersparen möchte. 😉

Da folgst du dann gebannt dem Rennen auf dem Fernsehschirm oder draussen an der Bahn, hörst dem Stadionsprecher zu und wenn die Pferde dann in den Zielbogen kommen und du hast ungelogen noch nicht EINMAL den Namen des verdammten Gauls gehört, der deine Hoffnungen (und Wetteinsätze) trägt, dann ist es das untrügliche Zeichen, dass er mal wieder nicht vorne dabei ist…. Dieses Erlebnis hatte ich Samstag öfter.

Na ja, ich hatte mich vor dem Betreten der Rennbahn der guten alten Kasinostrategie bedient: Nimm Abschied von dem Schein und vermiss ihn nicht. – und lass die sch… Kreditkarte im Auto!!!

Eine kleine, lustige Anekdote noch zu meinen ganzen Wettmisserfolgen: Bei einem Rennen hatte ich auf 3 Pferde gesetzt von denen 2 auf den ersten beiden Plätzen landen mussten. Soweit die Ausgangslage. Zu meiner allgemeinen Überraschung waren alle 3 Pferde auch gleich vorne dabei. Bis, ja bis… bis eines dieser Pferde dann leider keine Lust mehr auf den magersüchtigen Gnom mit der Peitsche auf seinem Rücken hatte und ihn einfach abgeworfen hat. Ich hatte Verständnis, ich hätte mich von dem auch nicht schlagen lassen. 😉

Der wahre Witz an der Geschichte war aber: Der verdammte Gaul ist wieder aufgestanden und hat danach ALLE anderen Konkurrenten überholt! Alle!!!! Der hat das Rennen ganz klar gewonnen, halt nur ohne Reiter und wurde dadurch disqualifiziert. Also nach diesem Rennen war ich dann schon ein bisschen bedient.

Insgesamt aber eine wirklich schöne, lustige und sehr abwechslungsreiche Veranstaltung! Solltet ihr mal die Chance haben zum Pferderennen zu gehen, würde ich es einfach ausprobieren. Ich werde jedenfalls nächstes Jahr wieder hingehen, extrem gut vorbereitet sein und einen dieser Buchmacher richtig zum Weinen bringen! So wie unsere Nationalmannschaft dem Maradona die Tränen in die Augen getrieben hat! :)

–  vielleicht setze ich mich aber auch nur zu so einem alten Wetthasen und schreibe immer ab. Wir werden sehen. 😉

So, jetzt ist aber endgültig 2 Wochen Livesport-Sommerpause!  Genießt die Sonne!

4 Responses to “Hotte hü! Deutsches Galoppderby in Hamburg 2010”

  1. Volker Says:

    “Menschenverachtende Temperaturen” ist garkein Ausdruck. Unglaublich, wie uns der Schweiß lief. Das Marketing ist leider wirklich eine Katatrophe. Ungefähr genauso schade wie die Tatsache, dass man Tickets nicht in einem Online-Ticket-System bestellen kann, sondern eine Email, ein Brief oder ein Anruf tätigen muss.

    Ich bin seit 13 Jahren beim Derby und habe mit Pferden übernichts am Hut. Aber einmal im Jahr brauche ich die Atmosphäre dort. Schön mit Bier und Essen und Wetten. Einfach herrlich entspannend und spannend zugleich :-)

    P.S.
    Du bist wirklich der erste Newbie ohne Gewinn ;-))

    P.P.S.
    Hier der Link zur offiziellen Seite des jährlichen Derbys: http://www.galopp-hamburg.de

  2. p.ek Says:

    ich freue mich schon auf deine berichte von den weltmeisterschaften im kabeljau-angeln auffem ostsee …. nur so weiter :-)

  3. Volker Says:

    Uhhh, jetzt wird das Derby nach 142 Jahren anscheinend nach Hannover, Stuttgart oder Bremen abgegeben.

    Das macht mich traurig. :-\

    Und alles nur, weil da nur Stümper arbeiten, die kein vernünftiges Marketing aufziehen können.

  4. Volker Says:

    Im Gegensatz zu meinem letzten Eintrag aus 2010 findet das Derby dieses Jahr erstaunlicherweise doch wieder in Hamburg statt :-)

    Leider haben sie immer noch keine Marketing und immer noch keine Möglichkeit, Tickets online zu bestellen. Naja, das gehört wohl irgendwie zu der Veranstaltung dazu, auch wenn es letztendlich ihr Ende in Hamburg bedeuten wird…

    Also ihr Hamburger: alle hin in 2011. Das könnte (mal wieder ;-)) das letzte Jahr in Hamburg sein…

    Link zum Derby:
    http://www.galopp-hamburg.de

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