Classics: Michael Jordan live! Chicago Bulls – San Antonio Spurs

Basketball, Classics Add comments

Wie erwähnt: Ich schreibe jetzt in freien Minuten, Sommer- und Winterpausen ein bisschen über Erlebnisse, die schon eine Weile zurückliegen.

Chicago, Ende der 90iger. Ich war gerade auf einer längeren USA-Reise mit meinem Freund Jörn – ja, der heisst praktischerweise echt genau wie ich! 😉 – und dabei sind wir irgendwann auch in Chicago aufgeschlagen.

Gut, die ganze Reise war jetzt nicht einzig und allein auf Sport ausgerichtet. Ich will aber nicht verhehlen, dass Sport der auslösende Grund für den Trip war: Wir hatten uns in einer stillen Minute zum Ziel gesetzt Michael Jordan einmal im Leben live zu sehen! Nun, das ging eben nur in den USA. – Heute muss ich sagen: Ich bin so dermaßen froh über die damalige Entscheidung, denn das ist wirklich für mich persönlich eines dieser Highlights, was sich im Hirn dauerhaft fest brennt! Steht bei mir ganz weit oben!

Ich glaube fast jeder hat als Jugendlicher so irgendein besonderes Idol. Bei mir war das nicht anders. Erst war es ein Fußballer, durch den ich dann auch Fan von Bayern München geworden bin. Den würde ich aber nicht als richtiges Idol bezeichnen, eher ein Spieler der mich aufgrund seiner Fähigkeiten begeistert hat.

Mein absolutes Idol ist kein Fußballer, mein Idol ist Michael Jordan! Der Spieler, den ich aus allen Sportarten und über alle Jahre mit weitem Abstand am meisten bewundere und für den Allergrößten halte. Es ist mit Sicherheit auch der Sportler, über den ich am meisten weiß, den ich am meisten im TV gesehen habe.

Es war irgendwann Ende der 80er, ich hatte keinerlei Ahnung von Basketball und eigentlich auch nicht viel Interesse an der Sportart. Damals darf man sich das dann ja gerne ein bisschen anders vorstellen als heute: Kein Internet, kein Paytv, keine Liveübertragungen. Die USA waren ein gefühltes Lichtjahr weit weg und die NBA mindestens genauso weit. Der Sport fand im Prinzip in Deutschland nicht statt.

Ich bin da meinen Eltern sehr dankbar, denn sie haben zu einem sehr frühen Zeitpunkt eine bahnbrechende Entscheidung getroffen: Sie haben sich für viel Geld eine Satellitenschüssel gekauft! Damals als die Dinger noch 4 m breit waren, mit einem Telekran aufs Dach gehoben werden mussten, weil sie so schwer waren und man die Anzahl der Sender von 5 auf gnadenlose 20 steigern konnte. Ne Welt damals! 😉

Nun mit dieser Anschaffung kam ein munterer kleiner Sender ins Portfolio hinzu und der hiess ‘Sportkanal’. Tja und da liefen auch ab und an Spiele der NBA im Originalkommentar. Damals die wirklich einzige Chance Bewegtbild aus den Staaten zu sehen (wenn man mal von der wirklich jämmerlichen jährlichen Superbowlübertragung auf Tele 5 absieht…!).

Eines späten Abends zappte ich mich also so durch die Kanallandschaft und blieb zufällig bei einem Basketballspiel hängen. Magic Johnson und die Lakers waren mir entfernt ein Begriff und den hatte ich relativ schnell ausgemacht. Ich kannte zu dem Zeitpunkt keinen anderen Basketballer aus Amerika. Das Spiel war ganz interessant, schneller als ich Basketball aus Deutschland so kannte und daher bin ich eine Weile dabei geblieben. Mit laufender Übertragung wanderte dann meine Aufmerksamkeit aber immer mehr von Magic zu einem Spieler in einem roten Trikot, der offensichtlich ein kleines bisschen schneller und stärker, als all die anderen auf dem Feld war und unglaublichste Dinge in der Luft veranstaltet hat. Damit meine ich nicht wilde Dunkings (die waren auch dabei), sondern beeindruckend elegante Bewegungen auf dem Weg zum Korb.

Wie ich nach einer Weile herausgefunden hatte: Der Spieler hieß Michael Jordan!

Das war für mich ein initiales Erlebnis und von da an habe ich sehr viel und immer regelmäßiger die NBA geschaut und so oft es ging die Bulls. Es war die Phase, wo sie noch unter der harten Defense der Pistons litten und Jordan oftmals auf sich alleine gestellt war. Wie sagte Dennis Rodman in Erinnerung an seine Zeit bei den Pistons einmal: “Wir haben jedes Spiel zu ihm gesagt: Wenn Du uns schlagen willst, musst du gut genug sein es alleine zu tun, denn wir nehmen alle deine Mitspieler komplett aus dem Spiel! – An manchen Tagen war er gut genug uns alleine zu schlagen!”

Ich habe auch angefangen Basketball zu spielen und das ist noch heute eine meiner Lieblingssportarten, wenn es ums selber spielen geht.

Nach vielen Jahren, unglaublich vielen Spielen und ein paar Titeln trat Jordan plötzlich zurück. Ein sehr trauriger Moment für mich. :( Als er dann nach 1,5 Jahren sein Comeback feierte war mir eigentlich direkt klar: das ist vielleicht die letzte Chance, ich muss es schaffen rüber zu fliegen und den live zu sehen.

In der ersten Saison 96 war es leider nicht zu realisieren, aber 1997 musste es einfach klappen!

Also haben Jörn und ich angefangen die Nummer zu planen. Wie gesagt: Kein Internet, kein Ebay, keine Ticketseiten im Netz….

Die Bulls waren damals das mit Abstand härteste Ticket in ganz Amerika. Das United Center war auf Jahre ausverkauft und die Leute haben unglaubliche Dinge unternommen um da reinzukommen. Ich war relativ jung, hatte überhaupt keine Ahnung von diesen Ticketdingen und auch noch keine richtige Reiseerfahrung. Da ist Chicago dann einfach eine Hausnummer.

Wir haben es dann tatsächlich geschafft einen deutschen Ticketbroker ausfindig zu machen, der Tickets für die Bulls beschaffen konnte. Zu unglaublichen Preisen natürlich. – Wobei ich damals in dem Thema leider noch nicht so verdorben und schmerzbefreit war wie heute. Das hätte doch vieles entspannt. Das war ein Vermögen.

Wir sind also rüber und als erstes in Chicago gelandet. Eine sehr schöne Stadt, in der ich inzwischen wirklich gerne bin, aber damals einfach für unsere Vergleiche riesig und bedrohlich.

Die Bulls haben innerhalb von 4 Tagen 2 Heimspiele (natürlich Zufall….;)) ) ausgerichtet und wir hatten das Ticket für die zweite Partie gegen San Antonio Spurs. Meine Grundinstinkte waren glücklicherweise auch damals schon vorhanden, also schlug ich vor doch auch für Spiel 1 gegen die Milwaukee Bucks noch mal einen Versuch zu starten.

Wir sind also mit dem Bus zum United Center gefahren. Nun muss man wissen – ich weiss heute so einiges mehr als damals – dass das United Center in einem sehr, sehr schlechten Stadteil von Chicago liegt. Der Baugrund war dort so schön billig, aber eigentlich sollte man besser die Halle auf Griffweite behalten. – Man sollte auch nicht mit dem Bus fahren, sondern ein Taxi nehmen, vor allem abends.

Wir also in den Bus geklettert und rausgefahren. Wir waren die einzigen Weissen im Bus und heute würde ich die Blicke so deuten: Was macht ihr hier zum Teufel???

Am United Center angekommen, war das alles natürlich sehr beeindruckend. Die Statue von Michael Jordan steht vor der Halle und damals war diese auch ziemlich neu und deutlich größer als alle Hallen, die ich vorher gesehen hatte.

Nun hatten wir ja noch keine Tickets…. 😉 Das Spiel war natürlich gnadenlos ausverkauft und da ist man noch nicht mal mit Jammerei weitergekommen.

Mein Freund Jörn hatte ein gewisses Limit für den Schwarzmarkt gesetzt, aber ich wollte da halt unbedingt rein. Wir sind also um die Halle gegangen, haben 2-3 Leute wieder weggeschickt, die uns die Tickets ‘da hinten um die Ecke’ verkaufen wollten und landeten irgendwann bei einem älteren Chicagoer, der noch 2 Tickets hatte.

Ich muss sagen: Das war eine letztendlich total bescheuerte Geschichte und auch nicht ganz ungefährlich, weil wir wirklich ziemlich naiv unterwegs waren. Wir hatten so ein Ticket noch nie gesehen, wussten nicht ob es echt war, hatten viel Bargeld dabei, Ticket-Schwarzmarkt ist in den USA absolut strengstens verboten usw. usw.

er nannte schliesslich einen Preis, der deutlich über unserem Limit war. Ich habe ihn dann etwas runtergehandelt (armer Student usw.), am Ende standen wir aber vor der Entscheidung: Ja oder nein? Es war immer noch über dem Limit. Ich habe es dann durchgezogen und gesagt, wir klären das später. Ich wollte da halt rein und hatte Angst eine Gelegenheit verstreichen zu lassen. 😉

Eine absolut richtige Entscheidung. Die Tickets waren glücklicherweise echt, wir sind reingekommen, haben alles mögliche mit offenem Mund verfolgt und irgendwann die Plätze direkt unter dem Dach eingenommen.

Es war letztendlich jeden Cent wert, denn alleine der Einmarsch der Bulls ist das Eintrittsgeld wert. Ein unglaublich emotionalter Moment. Ich glaube es gibt keinen besseren Opener für ein Heimspiel! Best ever! Ich bekomme noch heute wirklich jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich das höre und sehe! Meinetwegen hätten sie alleine das 2 Stunden machen können, wäre auch ok für mich gewesen. 😉

Hier mal ein Video, ist allerdings nicht meins:

YouTube Preview Image

Michael Jordan hat dann aber auch noch ein bisschen mitgemacht. Die Bulls waren in der ersten Hälfte ziemlich schwach und die Bucks unerwartet stark. Da hat er das Spiel übernommen, offensichtlich war ihm auch bewusst, das wir in der Halle waren. 😉 Er macht jedenfalls alleine in der ersten Hälfte 25 Punkte und war richtig, richtig gut drauf.

Das hat großen Spaß gemacht und war eigentlich die perfekte Belohnung für all die Mühen und Hindernisse, die es zu überwinden galt.

Die Bulls haben das Spiel schliesslich auch gewonnen. Wir sind wie auf Drogen da aus der Halle getorkelt und zurück in die Stadt gefahren. Ein unglaubliches Welterlebnis! Steile Lernkurve, dieses mal mit einem Taxi. 😉

2 Tage später haben wir uns dann das ganze Programm in leicht entspannterer Version gegen die San Antonio Spurs noch mal gegeben. Es war nicht weniger toll, aber es lief halt etwas geplanter ab.

Somit kann ich also heute sagen: Ich habe Michael Jordan 2x live im United Center gesehen! In his prime! :)

6 Responses to “Classics: Michael Jordan live! Chicago Bulls – San Antonio Spurs”

  1. Livesportfan Blog - meine Erlebnisse rund um Fußball, Rugby, Football, Stadien, Sportreisen und Tickets! Says:

    […] Ich fange heute an mit: “Michael Jordan live! Chicago Bulls – San Antonio Spurs“ […]

  2. vmaexchen Says:

    Schöner Bericht :-)

    Als ich 2009 bei den Bulls war (ohne Jordan ;-)) war die Gegend immer noch ziemlich mies.

    Ich war seeeehr früh da (als einziger), weil ich mir alles in Ruhe angucken wollte. Der blöde Taxifahrer hat mich direkt vor einer Gruppe ca. 20 schwarzer Obdachloser rausgelassen. Nach einigen gewechselten Worten (“gib mir gefälligst Geld”) durfte ich dann erstmal einen Sprint ansetzen, um mich aus der gefajrrenzone zu bewegen 😉 Für die Rückfahrt gab es weit und breit kein enziges Taxi. Grund: 99% der Zuschauer fahren mit dem Auto zum Spiel 😉 Zurück ging es also mit einem der 5 Sonderbusse. Das war aber zum Glück unproblematisch.

    Der Einlauf der Bulls ist wirklich grandios. Das hat sogar mich irgendwie berührt, obwohl ich auf sowas normalerweise nicht emotional reagiere.

  3. p.ek Says:

    neid und respekt!
    .
    ich hatte vor einigen jahren eine ähnlich bescheuerte idee, habe mir tickets um irren preis von $230, und es war sogar OP, für das vorletzte spiel in karriere seiner air-majestet gekauft (wizzards@heat), hab den flug nach miami gebucht und sogar einen freund dazugezwungen aus boston einzufliegen …
    .
    na ja … alles endete im feuer … jordan hat sich eine woche vorher verletzt und ich … ähm … ich erzähle es dir in 4 augen :-(

  4. rob Says:

    das ist das was ich dir immer wieder sage, es gibt immer
    einen der noch einen oben drauflegt.

    bedenktlich halt das ich die halt alle noch kenne.

    miron, danke für die story… ganz grosses kino !

  5. Livesportfan Blog - meine Erlebnisse rund um Fußball, Rugby, Football, Stadien, Sportreisen und Tickets! Says:

    […] geschah auf diesem schon mal beschriebenen USA-Trip 1997, der hier noch 1-2 x Thema sein wird. Irgendwann sind wir auf dieser Reise auch in LA gewesen. […]

  6. Madhouse on Madison - NBA Playoffs 2012 Chicago Bulls v Philadelphia 76ers | Livesportfan Blog Says:

    […] voller Fokus auf den Saisonverlauf in der NBA! Ich war vor vielen, vielen Jahren schon mal in Chicago bei den Bulls, zu einer Zeit als Michael Jordan und Scottie Pippen im United Center noch Gänsehautmomente in […]

Leave a Reply

WP Theme & Icons by N.Design Studio
Entries RSS Comments RSS Log in