Premier League Fußball im Parkhaus! Manchester City v Blackburn 3:0

Fußball, Premier League Add comments

Heute erzähle ich ein bisschen über Teil zwei meines kleinen Englandtrips mit Freund Bernd. In der Sprache eines Menüs würde ich den zweiten Abschnitt mal als den Zwischengang beschreiben wollen. – dabei fällt mir gerade auf, dass es zwar sehr wohl noch einen Hauptgang gab, wir aber offensichtlich das Dessert vergessen haben! Blöd, gilt es zu optimieren.

Nun aber zum zweiten Abschnitt. Nachdem das Merseysidederby wie berichtet zu Gunsten des Carling Cup Finals in Wembley abgesagt wurde, habe ich mir den Spielplan genommen und nach einer Partie gesucht, die grob im Raum Liverpool Manchester stattfinden sollte. Grob ist hierbei durchaus wörtlich zu nehmen, da ich auch Birmingham nicht ausschließen wollte. Die Auswahl war allerdings leider überaus dürftig und wenig vielversprechend. So ziemlich alle für mich interessanten Teams hatten an diesem Tag ein Auswärtsspiel und standen somit nicht als Ersatz zur Verfügung. Sehr blöd.

Halt, eine Mannschaft hatte doch ein Heimspiel: Manchester City. Die von einem arabischen Scheich mit Erdölmillionen aufgemöbelte Variante eines bisher wahnsinnig unerfolgreichen, aber dafür immerhin traditionellen englischen Fussballclubs! Mal abgesehen davon, dass man eine Mannschaft komplett in hellblau eh nicht ernst nehmen kann, ist so eine Scheichveranstaltung ja genau das, was man als langjähriger Fußballfan so richtig geil findet. Dementsprechend doll finde ich Manchester City auch. Es ist sicherlich auch nicht zuträglich, dass die Truppe aus Manchester kommt, da ich mit Vereinen aus Manchester so meine Probleme habe, was wenig verwunderlich ist, wenn man Anhänger der Reds aus Liverpool ist.

Jetzt stellt sich vermutlich dem einen oder anderen die durchaus nicht unberechtigte Frage: und warum bin ich dann da überhaupt hingefahren?? Ganz einfach zu beantworten: weil es kein anderes Spiel gab, weil ich da noch nie war und weil kein Spiel schauen halt auch keine überhaupt Lösung ist.:) Nennen wir es eine Mischung aus wissenschaftlicher Neugier und zwanghaftem Sammeltrieb mit Vervollständigungsanspruch.

Wir sind also nach der grandiosen Führung an der Anfield Road kurz in den Zug gehüpft und die 45 Minuten nach manchester geschaukelt. Zugfahren in England ist ein eher negatives Erlebnis, weil diese Züge eigentlich immer zu klein und zu voll sind. Lustigerweise kommt man mit dem Zug direkt am Old Trafford vorbei ( da will ich auch noch mal hin!) und sieht erst mal wie weit außerhalb dieses Stadion eigentlich so ist. Faszinierend, kein Wunder, dass Man City sich als einziger Verein direkt aus Manchester bezeichnet. 😉

Das City of Manchester Stadium (oder im Scheichmund: das Etihad) in dem Man City spielt, ist jedenfalls vom Bahnhof nur knapp 20 Minuten zur Fuß entfernt und da wir nach der Ankunft noch genug Zeit hatten, haben wir uns kurz den Weg zum Stadion auf der Karte angeschaut. – und dann einfach ein taxi genommen. 😉 also zur Fuß wäre es aber sicher auch möglich gewesen.

Am Stadion angekommen habe ich mir zuerst mal die Frage stellen müssen, ob sie die Hütte in das Parkhaus integriert haben, oder das Parkhaus Teil der Hütte ist. Fakt ist jedenfalls: Manchester City spielt in einem Parkhaus Fußball! Sowas hab ich ja überhaupt noch nicht gesehen! Überall diese riesigen runden Auffahrten. Was ein Quatsch! Zweite Beobachtung: alles und jeder in hellblau unterwegs! Aber mal wirklich richtig hellblau! So ein nerviges hellblau, welches sich sonst nur die Hersteller von Babyklamotten trauen flächendeckend einzusetzen. – und die trauen sich das vermutlich auch nur, weil viele junge Eltern direkt nach der Geburt so eine kurze Pastellfarbtonphase durchleben.

Ich stand also so vor diesem hellblauen Parkhaus und dachte so bei mir: Jörn, was für eine nutzlose Idee war das jetzt eigentlich wieder?

Manchester City hat sich im Zuge der Scheichmillionen schon Mühe gegeben nicht nur die Mannschaft aufzubügeln, sondern auch das ganze Umfeld rund um das Etihad Stadium glatt zu bürsten. Das ist ihnen durchaus gelungen und irgendwie fühlte ich mich wahnsinnig an das Emirates in London erinnert. Es mag Zufall sein, dass beide Stadien nach arabischen Airlines benannt sind, aber sowas kann ja auch ein Orientierungspunkt für zukunftige Besuche sein….

Rund um das Stadion befinden sich also zahlreiche Entertainmentbereiche, Bars und der wirklich riesige Fanshop. Lustige kleine Nebenbeobachtung am Fanshop zu den Standorten des jenigen welchen: da steht: “at the Stadium – in the City – in Abu Dhabi”. 😉 Geil oder? Ich glaube das ist so eine der Nummern, die diese Scheichs hält auch nie verstehen werden. Vermutlich werden nicht viele der Fans von Man City jemals nach Abu Dhabi kommen, aber einen normalen Fußballfan kann so ein gedrucktes Zeichen der feindlichen Übernahme des eigenen Clubs durch einen Scheich, hält umgekehrt wahnsinnig provozieren. Sollen sie halt ihren Fanshop im Emirat aufmachen, aber muss man es noch jedem ins Gesicht reiben? Verstehe ich nicht.

Im Stadion hatte es ein bisschen was von Wembley: sehr breite, lange Gänge, alles ziemlich neu. Was uns gut gefallen hat war, dass sie an den Wänden so kurze Erzählungen von Fans zu ihrem ersten man City Erlebnis und weshalb sie Fan von Manchester City geworden sind, hatten. Das fand ich irgendwie schön und strahlte so etwas wie Vergangenheit aus. – gleichzeitig hofft man als Fan natürlich innerlich inständig, lieber Gott lass es bitte nicht nur Marketing sein…. Gut, glauben wir es ihnen einfach mal, ein Pluspunkt.

Als wir da so halbbelustigt und emotional wenig angebunden durch diesen Gang, nein nennen wir es besser diese Halle, schlurften, hatte ich irgendwie das Gefühl, wir müssen irgendwas machen, um mehr Teilnahme zu diesem Spiel zu bekommen. Da weiterhin alles hellblau war, fiel eine Begeisterung für die Heimmannschaft leider aus. Der Gegner war irgendsoein Black, ob burn, Pool oder hampton spielt für die Dramaturgie keine weitere Rolle. Für die zu sein war also offensichtlich auch nicht ausreichend. Wenn gar nichts mehr hilft, kann man in englischen Stadien aber immer noch eines machen: Wetten! 😉 auf so ziemlich alles und jeden. Wir haben einfach mal auf den ersten Torschützen und das Endergebnis gewettet und schon folgt man dem Spiel aufmerksamer. 😉

5 Minuten vor Anpfiff rein in den Block. Ich hatte uns zwei schöne Plätze in der zweiten Reihe in etwa auf Höhe des Torraums besorgt, was sich ziemlich schnell als eine gute Entscheidung erwiesen hat. Tickets für Manchester City kann man verhältnismäßig einfach bekommen, weil nahezu jedes Spiel in den general sale geht. Ich liebe es dicht am Feld zu sitzen! Ich liebe es wirklich total. Die Gesamtübersicht leidet durch die tiefe Position natürlich schon etwas, aber dafür kann man den Rasen riechen und sieht halt viel besser, wie wirklich gut die Jungs auf dem Feld teilweise kicken können. Wenn man eine gewisse Summe für ne karte hinlegt, ist es ab und an nicht ganz unwichtig die Sicherheit zu bekommen, dass die auf dem Feld wirklich besser können als man selbst.. Das sind also Dinge, die einem im Fernsehen abgehen und für ne TV übertragung in der Kälte muss ich ja nicht ins Stadion. Die Trainer sitzen ja auch auf Platzhöhe, das muss somit schon auch gehen mit der Übersicht.

Wenn man mal zu Man City geht – und ich bin mir absolut bewusst, dass leidenschaftliche Werbung dafür sich sicher anders anhört – sollte man dicht ans Feld, denn bei aller Kritik, die man so am Club haben kann: die Mannschaft ist absolute Weltklasse! Was da an guten bis sehr, sehr guten Fußballern rumläuft gibt es meiner Ansicht nach in Europa nur noch bei den beiden spanischen Topvereinen. Unglaublich! Da kann jeder Feldspieler einen technisch hervorragenden Ball spielen. Wenn man hört, dass da ein Nasri, ein Pizarro, ein Edin Dzeko und ein Clichy nicht in der ersten Elf stehen und nur auf der Bank sitzen, kann man sich wohl ausrechnen welches Niveau die Startformation hat!

Das Spiel wurde also angepfiffen und City hat im Prinzip in den ersten 5 Minuten Blackburn schon das Signal gegeben, dass es heute hier nur um die Höhe geht. Blackburn steht in der Liga sicherlich nicht toll, aber ich habe dennoch selten eine so dermaßen chancenlose Mannschaft gesehen. Die waren wirklich nur auf Schadensbegrenzung aus und haben die Angriffe von City so über sich rüberrollen lassen. Ballbesitz Fehlanzeige. Torschüsse? Ecken? Auch Quatsch, Alles zu weit in der gegnerischen Hälfte.

Balotelli muss eigentlich nach 2 Minuten schon das 1:0 machen, vergab die große Chance aber freistehend. Es war aber nur eine Frage der Zeit, dann fiel das erste Tor durch eben diesen Balotelli. Es versteht sich von selbst, dass wir beide bei unserer Wette auf andere Torschützen getippt hatten. 😉

Eine echt muntere erste Hälfte von Man City. Das hat rein aus fußballerischer Sicht absolut Spaß gemacht denen zuzuschauen, einfach weil es riesiges Niveau war. Im Mittelfeld hat Yala Touré ein Bombenspiel gemacht und auch der Spielmacher David Silva hat mir richtig gut gefallen.

Die Stimmung im Stadion war tatsächlich auch deutlich besser, als ich sie erwartet hatte. Es gab durchaus einiges an Anfeuerung und Fangesang. Es war in diesem Punkt lange nicht so seelenlos, wie im Emirates oder wie es meiner Vorstellung entsprochen hätte. Eine angenehme Überraschung also.

Bisschen erbärmlich waren eigentlich nur die Banner, die einige Fans von City aufgehängt hatten, auf denen sie dem Scheich ausfuhrlich für sein Engagement und seine Leidenschaft danken. Embarrassing.

Wenn man länger darüber nachdenkt, ist es aber vielleicht auch einfach eine natürliche Reaktion. Der Club steht seit vielen Jahren total im Schatten der großen Erfolge von Manchester United und die Fans werden im Umfeld von Manchester nach meiner Beobachtung wohl schon auch teilweise als Fans zweiter Klasse wahrgenommen. Vielleicht hat man das irgendwann so satt, dass es einem auch egal ist, wer dafür sorgt, dass der eigene Club auf Augenhöhe kommt, Hauptsache es passiert überhaupt mal. Ich sag nicht, dass ich es gut finde, aber aus meiner Sicht ist die Reaktion vielleicht auch nur menschlich.

Anyway. Die Bierstände im Stadion waren leider nur halb so effizient wie der Rest und da man in England keine Getränke mit an den Platz nehmen darf, standen wir vor der schweren Entscheidung Bier austrinken oder pünktlich zur zweiten Hälfte am Platz sein. Natürlich haben wir uns fürs Austrinken entschieden und dabei dann konsequenterweise gleich mal das 2:0 durch Aguero verpasst. 😉 Livesport-Kollateralschaden, der sich nicht immer vermeiden lässt.

Die zweite Hälfte hatte dann nicht mehr ganz das Tempo der ersten 45 Minuten. Irgendwie hatte man den Eindruck, dass vor allem Blackburn mit dem 2:0 wahnsinnig zufrieden war, eine Einstellung, die ich fast noch erbärmlicher fand als die hellblauen Farben von City.

Irgendwann wurde munter durchgewechselt, die hochkarätigen Ersatzspieler sollten ja auch noch die Chance bekommen eine Bude zu machen. Wenigstens Edin Dzeko fühlte sich da auch persönlich aufgefordert und konnte nach einer tollen Flanke per Kopf zum 3:0 abschließen. Damit war der Drops natürlich dann auch endgültig komplett gelutscht, wobei es wirklich in keiner Minute so aussah, als wenn City in dem Spiel einen Punkt abgeben oder gar verlieren könnte. Ich habe selten so was einseitiges gesehen.

Nach dem Spiel war es rund um das Stadion etwas chaotisch was den öffentlichen Nahverkehr anging, aber irgendwann haben wir einen Bus in Richtung Bahnhof bekommen und mir nichts dir nichts waren wir auch schon wieder im Zug zurück nach Liverpool.

Ein lustiger kleiner Ausflug in die Stadt des Gegners und eine durchaus interessante Erfahrung. Ich wurde jetzt nicht so weit gehen und einen Besuch bei Man City jemanden ans Herz legen, aber rein zur Vervollständigung der Sammlung und für guten Fußball kann man das schon mal machen. – und ganz ehrlich: welche Mannschaft spielt heutzutage noch in einem Parkhaus? 😉

Next stop: the Road to wembley!

5 Responses to “Premier League Fußball im Parkhaus! Manchester City v Blackburn 3:0”

  1. Daggi Says:

    “Livesport-Kollateralschaden” – ich mag deine Wortschöpfungen! :winke: (oder erkenne ich da die Handschrift von Bernd? :mrgreen:)

  2. Jörn Says:

    😉 Nein, das ist mir vorhin im Zug eingefallen und ich fand das klang lustig. :)

  3. Bernd Says:

    “Der Gegner war irgendsoein Black, ob burn, Pool oder hampton spielt für die Dramaturgie keine weitere Rolle.” großhartig :)

    Sehr geiler Tripp und interessante Erfahrung im Land der hellblauen Scheichanbeter.

  4. Jörn Says:

    “hellblaue Scheichanbeter” muss ich mir merken! :)

  5. Livesportfan Blog » Blog Archive Zurück an der Lane! Spurs v City 2014 | Livesportfan Blog Says:

    […] England Double Headers auf dem Programm: the Team from the Lane, Tottenham Hotspur gegen das Team aus dem Parkhausstadion, Manchester […]

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