Nach einigen schreiblosen Monaten geht es jetzt endlich auch hier mal wieder voran. Ich hatte nicht direkt eine Schreibblockade, es war eher eine Mischung aus mangelnden Livesport Gelegenheiten und wenig spektakulären Erlebnissen in den Stadien dieser Welt. Speziell Fußball habe ich in der zweiten Jahreshälfte 2012 doch nur sehr wenig live vor Ort genossen und da der Sport mit dem runden Ball und den latent zu wehleidigen Protagonisten ja nach wie vor das Herzstück dieses Blogs ist (und vermutlich auch bleiben wird!), leidet darunter auch gleich die Schreiberei.
Man könnte das auch durchaus in der Rubrik negative Begleiterscheinungen der letzten Stadionbesuche verbuchen, aber nachdem Bayern München jetzt ja zur Abwechslung dem BVB mal wieder ein Unentschieden abgetrotzt hat, wird 2013 meine Sportreiseleidenschaft hoffentlich wieder umfangreich entfachen! Ich würde hier und heute jetzt mal vorsichtig sagen: Die ersten Anzeichen sehen in dieser Richtung im Januar schon ausgesprochen gut aus. 😉
Aber um Fußball soll es heute an dieser Stelle nicht gehen, sondern um unseren inzwischen bereits etablierten alljährlichen Trip zur PDC Darts World Championship nach London!
Der aufmerksame Leser hebt an dieser Stelle natürlich direkt den mahnenden Zeigefinger und wird mich auf den fehlenden Bezug zum Titel des Posts aufmerksam machen. Stimmt. Wir waren natürlich nicht nur beim Darts, sondern hatten uns spontan auch noch um ein zweites Liveevent bemüht. Unsere Wahl fiel in diesem Jahr auf Rugby, genauer gesagt englisches Premiership Rugby. Eigentlich wollten wir ja zu einem Spiel der englischen Fußball Premier League gehen, aber zur Abwechslung lag der Spielplan mal so bescheiden, dass es tatsächlich weder in der Premier League, noch in der zweiten englischen Liga am Samstag in London eine interessante Partie gab. Unvorstellbar, aber wirklich wahr! Die Qual der Wahl bestand zwischen der sensationellen Partie Fulham v Swansea und der nicht weniger begeisternden Paarung Arsenal v Newcastle. Qual der Wahl würde ich das eigentlich noch nicht mal nennen, denn bei dem Gedanken den beiden Spielen live beiwohnen zu dürfen – ich würde sogar “müssen” sagen – hab ich schon Zuhause spontan mit einer Runde Siedler gegen die aufkommende Langeweile begonnen. In beiden Stadien war ich zudem auch schon, wobei es bei Fulham zugegeben gut war. Das würde ich für die Zukunft nicht ausschließen, aber zum FC Arsenal ins Emirates treibt mich so schnell wirklich nichts mehr.
Für mich stand also fest, Rugby sollte es werden. Als sich dann auch der Rest der kleinen Darts Reisegruppe dem Plan anschloss, stand einem lustigen Samstag Nachmittag ja nichts mehr im Weg. Abgesehen davon ist Twickenham definitiv eine Reise wert, vor allem wenn man da noch nie war.
Wir sind somit am Samstag nach dem Frühstück recht entspannt mit der Bahn raus in den Londoner Vorort zur Landestelle des Ufos gefahren. Ich war schon oft in Twickenham, aber das fasziniert mich immer wieder aufs Neue, wie sie dieses riesige Rugbystadion im Style eines notgelandeten Millenium Falcons mitten in die englische Vorortprärie gesetzt haben. Ich kann mir das bildlich vorstellen: Da wacht man in dieser schlecht isolierten englischen Scheibchenvilla morgens auf, geht vor die Tür, schaut nach links und denkt vermutlich: “Mist, die Mayas hatten doch recht…!” – Maya ist hier bitte nicht als Synonym für die gelb schwarzen BVB Bienen zu verstehen.
Leider war der Tag recht windig und regnerisch, so dass es nicht ganz so viel Spaß gemacht hat auf dem Weg zum Stadion noch mal eine Weile zu stoppen und den Strom der Zuschauer zu beobachten. Wir sind also ziemlich zügig in den regengeschützten Bereich unterhalb der Tribüne gegangen und haben uns mal den Barbereich aus der Nähe angeschaut.
Twickenham ist das größte reine Rugbystadion der Welt und dementsprechend mit über 80.000 Zuschauern normalerweise ein gutes Stück zu groß für Spiele der englischen Premiership. Das hier ansässige Heimteam, London Harlequins, spielt daher eigentlich auch in dem viel kleineren Twickenham Stoop, direkt um die Ecke. Das macht Sinn, denn in einem riesigen Rugbystadion mit 5000 Zuschauern sitzen ist nicht besonders erhebend. Das wird von den Clubs natürlich vermieden. – Es sei denn man ist ein schottischer Rugbyverein aus Edinburgh, dann ist einem das egal. 😉
Wir hatten also vor diesem Hintergrund ziemliches Glück, denn die Harlequins spielen nur 2x im Jahr im großen Stadion: Zur jährlichen Eröffnung der Liga, dem sogenannten London Double Header und eben zum Big Game, dem besonderen Spiel zwischen Weihnachten und Neujahr. Zu diesen Terminen ist Twickenham also, obwohl des im Vergleich zu Spielen der Nationalteams geringeren Interesses der Fans, normalerweise ausverkauft. Das ließ doch auf einen schönen Nachmittag hoffen. Im Vorfeld unseres Trips zeichnete sich dann auch ab, dass der Vorverkauf gut lief, Twickenham war also auch in diesem Jahr wieder voll.
Im Stadion hatte ich mich für Plätze in einer hohen Reihe im Unterrang entschieden. Das war von der Perspektive aufs Spiel aus meiner Sicht sehr gut, wobei Rugby live im Stadion immer etwas schwierig ist, wenn man den Sport vorher noch nie so richtig am TV geschaut hat. Hier hatten also die verehrten Mitreisenden Michael und Stefan gewisse Nachteile, die sich dann vor Ort auch nicht vollständig ausgleichen lassen. Das ist ja nach wie vor die allergrößte Magie des Fußballs: Es ist vermutlich der einzige Sport, den man komplett ohne Regelkenntnisse anschauen kann und dennoch im Prinzip versteht.
Ich war noch nie bei einem Spiel der Aviva Premiership und war daher vor der Partie Harlequins v London Irish auch durchaus gespannt, welches Niveau uns denn da wohl erwarten würde. Natürlich würde es nicht das Niveau eines Testmatches haben, das war mir schon klar, aber die Frage war: Wie weit würde der Level absinken?
Vor dem Spiel war die Atmosphäre im Stadion ganz gut. Einer kleinen Vorführung für deutsche Ultras, wie das mit der Pyrotechnik funktionieren kann, folgte the Mighty Quinn von Manfred Mann und schon ging es los. Harlequins legten dann auch gleich los wie die Feuerwehr und attackierten aus allen Lagen. Die ersten 5-10 Minuten ließen da echt auf einiges hoffen! Ich war ehrlich gesagt zu dem Zeitpunkt doch ehrlich überrascht, weil ich so viel Angriffsrugby von einem englischen Club nicht erwartet hätte. Ab Minute 10 passte meine Erwartungshaltung dann aber wieder zum Spielgeschehen auf dem nassen grün. London Irish gab sich alle Mühe das Spiel langsam zu machen und den Harlequins nicht viel Raum zu geben. Die haben im Rahmen ihrer bescheidenen Möglichkeiten defensiv wirklich sehr gut gespielt und konnten die Partie dadurch super eng gestalten. Die Harlequins haben sich eigentlich über die ganze Spielzeit wechselweise mit der harten Defense der Irish oder dem prasselnden Regen schwer getan. – Meistens mit beidem gleichzeitig. Und wenn sie es dann doch mal aufgrund ihres wirklich hervorragenden Scrums in die 22 von London Irish geschafft haben, konnte man Geld auf einen Knockon oder sonstigen Fehler setzen. Viele Handling Errors, viel ungenaue Spielzüge, insgesamt einfach sehr viele vergebene Chancen.
Das war schade, denn dadurch haben wir leider nur einen richtigen Try, dafür aber sehr viele Kicks gesehen. Ich hätte mir für die Reisegruppe noch etwas mehr Offensivrugby gewünscht, aber wenn man die All Blacks mal braucht, sind die halt nicht da. 😉 Immerhin war das Spiel eng und offen, was bei der Paarung vorher nun auch keine Selbstverständlichkeit war. Nichtsdestotrotz war das unter den schwierigen äußeren Bedingungen aus meiner Sicht kein schlechtes Rugbyspiel, aber vermutlich eher was für Insider. Ich war mit der Partie letztendlich aber dennoch zufrieden, weil ich durchaus auch ein schwächeres Niveau für möglich gehalten hatte. 😉 Die Stimmung hat mich dafür schon enttäuscht. Rugby ist insgesamt von der Atmosphäre natürlich anders als Fußball, aber es war eigentlich über 80 Minuten sehr ruhig im Stadion und das habe ich in Twickenham doch schon ganz, ganz anders erlebt.
Wie auch immer. Da es auch nach dem Spiel weiterhin wie aus Eimern goss, haben wir noch eine Weile in den Bars im Stadion verbracht, bevor wir mit der Bahn dann wieder entspannt zurück in die Innenstadt geschaukelt sind.
Insgesamt ein schöner Livesport Samstag Nachmittag in lustiger Runde. Aber das Highlight des Trips stand ja noch aus: PDC Darts World Championship Halbfinale, Phil Taylor gegen Raymond van Barnefeld live im Alexandra Palace! A Cracker!
January 14th, 2013 at 7:49 pm
Hi, so hab ichs mit Namen und Foto (da kann ich mich gar nicht mehr dran erinnern …) in den berühmtesten Sportblog der Welt geschafft.
Danke nochmal für die Orga des kompletten Wochenendes und ich warte schon auf den Bericht zum Darts.
Achja, und falls ihr dieses Jahr wieder einen 6. Mann braucht, … 😉
February 3rd, 2013 at 9:52 pm
[…] fehlende Puzzlestück! West Ham United v QPR 1:1 Fußball, Premier League Add comments Ich hatte ja bereits angekündigt, dass ich 2013 im Thema Livesport wieder mehr in die Offensive gehen werde und als Freund Stefan […]