Livesportfan Blog

Am Freitag war ich mit Freund Stefan zusammen beim Spiel FC St. Pauli – SV Wehen / Wiesbaden.

Nun bin ich nicht gerade ein ausgesprochener St. Paulifan und stehe eigentlich dem HSV näher, aber ich gehe durchaus gerne mit Stefan spontan Freitag abends ans Millerntor, eben auch, weil die Stimmung bei St. Pauli schon etwas besonderes ist. Zudem mag ich Flutlichtspiele und ein paar Bier zum Wochenausklang in entspannter Atmosphäre sind auch nicht zu verachten.

St. Pauli ist ja so ein bisschen ein Thema für sich und ich sag auch ehrlicherweise, dass ich dem Club in bestimmten Punkten auch kritisch gegenüberstehe.

Ganz subjektiv betrachtet gehts bei St. Pauli wenigstens so sehr um diese gemeinschaftlichen Aspekte, um eine gute Zeit, um das Treffen von Freunden, um Bier trinken und um einen entspannten Abend, wie es um Fußball geht. – Zum Teil würde ich sogar sagen, dass diese Dinge eher im Vodergrund stehen. 😉

Das hängt sicher auch mit der Qualität des gespielten Fußballs zusammen. So ein Spiel im Mittelfeld der zweiten Liga ist nämlich teilweise doch sehr zähe Kost und ich kann es niemandem verdenken, dem Geschehen auf dem grünen Rasen nicht immer die vollste Aufmerksamkeit zu widmen. Wenn ich mir Stefan und mich so anschaue, dann sind wir jedenfalls auch ziemlich viel damit beschäftigt ganz viel über Fussi zu plaudern, Pläne für die nächsten Stadionbesuche zu machen und vor allem dafür zu sorgen, dass dieser Astra-Becher niemals zur Neige geht! 😉

St. Pauli ist halt auch irgendwie Lebenseinstellung und eigentlich hätten die tollen, geduldigen und sehr toleranten Fans eine bessere Mannschaft und bessere Spiele verdient, aber dafür müsste man wahrscheinlich in der Clubführung auch mehr Professionalität haben und insgesamt kommerzieller denken und das wiederum würde mit den Fans zusammen nicht besonders gut funktionieren. Stichwort Lebenseinstellung. Das ist also ein gewisses Dilemma.

Ich denke das eine hängt halt auch irgendwie mit dem anderen zusammen. Dadurch wird Pauli vielleicht immer mal wieder temporär auch kurzzeitig erste Liga spielen, aber langfristig ist die zweite Liga wahrscheinlich realistischer und eine lange Zugehörigkeit in der zweiten Liga als Erfolg zu werten.

Ich vergleiche Pauli immer so ein bisschen mit dem Film Blues Brothers. Den kennt ja auch jeder und der Film ist ein totaler Kultfilm. Ich finde der Film hat überragende Musik und sehr spezielle Elemente, aber die Handlung ist mehr oder weniger sehr dürftig. Jetzt wird ein Aufschrei durch die Menge gehen, aber ein bisschen ist das bei Pauli ja ähnlich. Das ganze drumherum, wie z.B. die Stimmung und die Fans, die Mentalität der Leute, das ist wirklich Weltklasse, aber die Handlung bzw. alles was auf dem Platz stattfindet ist es nun mal ganz und gar nicht.

Was mir bei Pauli in dem Zusammenhang nicht so gut gefällt ist der doch durchaus vorhandene Anteil an ‘Fans’, die eigentlich mit Fußball gar nichts am Hut haben, weil sie entweder sich nicht besonders dafür interessieren (Aufgabe: Versucht mal mit einem Paulifan eurer Wahl begeistert über Fußball zu diskutieren, da muss man Glück haben…) oder nur zu Pauli gehen, weil es natürlich irgendwie ‘Kult’ ist.  Das betrifft vor allem die Damen und Herren aus Winterhude und Eppendorf, die es chic finden einfach mal einen Totenkopf auf der Mütze oder dem Schal zu haben, weil man dadurch ja auch so unglaublich gesellschaftskritisch ist. Ich finde es daher auch immer etwas zum Schmunzeln, wenn man sich über den HSV und seine Eventfans aufregt, denn ich glaube St. Pauli hat auch ein nicht unerhebliche Zahl an solchen Fans, das äußert sich nur etwas anders.

Für mich ist jedenfalls die fußballerische Qualität auch ein wichtiger Aspekt und daher könnte ich jetzt nicht dauernd zu Pauli gehen oder Fan von St Pauli werden, denn ich würde mich über zu viele Dinge ärgern, die dort nicht optimal laufen oder wo Leute mal wieder nicht mit Geld umgehen konnten. Das ist lustig, wenn man das aus der Distanz betrachtet und vielleicht auch noch lustig, wenn einem der Sport egal ist, aber als Fan würde es mich komplett wahnsinnig machen.

Freitag war es jedenfalls sehr spaßig und irgendwie komme ich immer nach diese Millerntorbesuchen mit Stefan völlig strahlig nach Hause. Das geht echt gar nicht und das vorherige Mal sind wir dann ja direkt morgens nach München gefahren (gefühlt mitten in der Nacht). Inzwischen bin ich nun wenigstens so schlau am nächsten Tag keine frühen Termine mehr zu setzen, aber gestern war ich dennoch mal kurz davor mich der Kampagne pro alkoholfreiem Bier im Stadion anzuschließen! Glücklicherweise hat da dann aber noch rechtzeitig wieder mein Verstand eingesetzt, bevor sich diese bescheuerte Idee in meinem Kopf weiter ausbreiten konnte. 😉

Ich mag St. Pauli, schon alleine weil ich in meinem Herzen Hamburger bin und daher für alle Hamburger Vereine Sympathien habe. St. Pauli ist ein spezieller Verein und mir gefällt die Einstellung, die Toleranz der richtigen Fans dort, derer, die auch in den Jahren in der Regionalliga immer bei Wind und Wetter dort waren! Zu Zeiten als es noch keine schöne, neue Südtribüne im Stil eines englischen Fußballstadions gab und noch an allen Seiten Tribünen in der Art von überdachten Fahrradständern waren. Zu Zeiten als der Fußball noch schlechter war und der Verein noch mehr seltsame Entscheidungen getroffen hat.

Vor diesen Fans habe ich großen Respekt, viel Hochachtung und ich glaube diese Leute sind das Herz von St. Pauli!

P.S.: St. Pauli hat das Spiel glaub ich 2:0 gewonnen… – Nagelt mich nicht darauf fest. ;))