Eier, wir brauchen Eier oder Fc Bayern – Werder Bremen 2:5

Bayern München, Fußball Add comments

“Weiter, weiter, immer weitermachen…!”

Oliver Kahn

Dieses unschlagbar eindeutige Lebensmotto von Oliver Kahn umschreibt mein Wochenende und speziell den Samstag sehr gut und deshalb hab ich es einfach mal gewählt. Tja, was hätte wohl der Titan am letzten Samstag im Spiel Fc Bayern – Werder Bremen veranstaltet, wenn er noch im Tor gestanden hätte? Ich würde sagen da wäre die ganze mögliche Bandbreite einer unglaublichen Explosion realistisch gewesen, aber eines das kann man wohl festhalten, wäre nicht passiert: Er hätte nicht aufgegeben und sich im eigenen Stadion massakrieren lassen!

Genau das hat die aktuelle Mannschaft aber leider gemacht: Sie hat sich früh aufgegeben und es vor den geschockten Augen der eigenen Fans (die Bremer waren selbstverständlich gut drauf) einfach geschehen lassen. Ein ganz schlimmes Erlebnis und was für ein unglaubliches Timing meinerseits bei einer so historischen Heimniederlage (Bayern hat in 30 Jahren nicht so im eigenen Stadion verloren) auch noch vor Ort gewesen zu sein! Ganz großer Sport und wahrscheinlich sollte ich darüber glatt ein bisschen dankbar sein, denn vor dem Fernseher wäre ich wahrscheinlich gefährdet gewesen Teile des Mobiliars unserer Wohnung in ihre verpackungskonformen Einzelteile zu zerlegen. Gott, war ich bedient! So bedient war ich noch nicht mal nach dem verlorenen EM-Finale.

Ich spule aber zunächst kurz ein bisschen zurück. 😉

Vor ein paar Wochen in Glasgow hatte ich mit Stefan überlegt gemeinsam nach München zum Spiel Bayern Werder zu fahren. Stefan ist großer Fußballfan, sehr entspannt und insgesamt immer für einen netten Trip in ein Stadion zu haben. Ich fahre gern mit ihm los, weil es immer lustig ist und gut passt. Das bot sich also eigentlich an, zumal am Samstag auch das Okoberfest eröffnet wurde, und deshalb haben wir das in Glasgow gleich mal abgemacht. Klitzekleines Problem hierbei: Stefan ist mit Leib und Seele Werderfan….

Nun hat man als Bayernfan hier aber leider das Problem, so einen Umstand entweder gar nicht wahrzunehmen oder es nicht als echte Gefahr zu erkennen, weil man arroganterweise natürlich immer davon ausgeht, dass es dann ja er als gegnerischer Fan ist, der überhaupt nichts zu lachen haben wird und nach dem Spiel getröstet werden muss! Tja, welch ein verhängnisvoller Irrtum kann ich nur sagen!!! :((

Das war also der Plan. Spontanerweise haben wir dann aus dem Trip zum Bundesligaspiel noch ein ganzes München-Themenwochenende gemacht und sind am Freitag abend hier in Hamburg zu St. Pauli – 1860 München gegangen. St. Pauli ist ein Thema für sich und ich will da jetzt nicht zu weit ausholen, aber aus meiner Sicht geht es dabei halt wenigstens so viel um Freunde treffen und Bier trinken in netter Gesellschaft, wie um Fußball ansich. Wer mal versucht hat mit einem Paulifan leidenschaftlich über Fußball zu diskutieren wird wissen was ich meine. 😉

Wir haben uns dann alle Mühe gegeben nicht negativ aufzufallen, also viel gequatscht, viel Bier getrunken, die halbe zweite Halbzeit verpasst und danach den Abend noch in der Kneipe um die Ecke mit den anderen Fans ausklingen lassen. Das Ende vom Lied war, dass ich doch ziemlich angeschlagen nach Hause gekommen bin und wenn man am nächsten Morgen plant um 6:00 Uhr den Zug nach München zu nehmen ist das in meinem Alter einfach eine ziemlich dämliche Vorgehensweise! Dementsprechend habe ich es am nächsten Morgen (eher mitten in der Nacht!) auch für einen sehr schlechten Witz gehalten, als mein Wecker geklingelt hat. Sowas passiert mir hoffentlich nicht noch mal, wobei ich es in diesem Moment für komplett unmöglich gehalten habe, nach dem Trip schlechter drauf zu sein als zu diesem Zeitpunkt. Ich sollte eines besseren belehrt werden…

Irgendwie haben wir es also doch in den Zug geschafft und als dieser dann in den Münchner Bahnhof einfuhr ging es uns beiden wieder so einigermaßen gut. Ab dann begann der schöne, leider nur sehr kurze Teil des Tages. Wir sind ein bisschen durch München geschlendert, waren im englischen Garten im Biergarten, haben etwas relaxt und uns dort mental auf das Spiel vorbereitet.

Tja, und dann nahm der hässliche Teil des Tages seinen Lauf…

Ich bin noch immer voller Dankbarkeit und geradezu geprägt bei so einem historischen Massaker live vor Ort gewesen sein zu dürfen.
Zum Spiel kann man das ja kurz machen: Bremen spielt gut, aber auch nicht überragend, nutzt in der ersten Halbzeit clever die eigenen Chancen und zelebriert dann irgendwann sehr guten Konterfußball. Nebenbei nutzen sie auch geschickt Torwart- und Abwehrschwächen bei Bayern.

Und Bayern? Schlimmes Abwehrverhalten, zweikampfschwach, wenig Bewegung und nach vorne auch ziemlich ideenlos. Zahlreiche Totalausfälle und insgesamt absolut ohne Leben und Feuer.
Ich gebe zu: Ich kann nicht besonders gut verlieren, ich kann aber verdiente Niederlagen durchaus akzeptieren und ich respektiere auch gute Leistungen der Gegner. Verlieren ist also das eine, das kommt vor und auch wenn ich an dem Tag an dem ich nach München fahre darauf hätte verzichten können, so muss man im Sport halt akzeptieren, dass es diese Tage einfach gibt. Das macht ja auch den Reiz irgendwie aus. Was aber natürlich nicht geht: Man kann sich nicht zuhause gegen eine Bremer Mannschaft, die auch nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzt so an die Wand nageln lassen! Nach 60 Minuten steht es 0:5, sowas hab ich überhaupt noch nicht erlebt! – Und noch viel schlimmer: Die Spieler  lassen das einfach so geschehen! Gestern war das erste mal ersichtlich wie groß der Verlust von Oliver Kahn ist! Als Torwart (Rensing….), aber vor allem als Leader. Der Spielertyp fehlt Bayern. Den hatten sie eigentlich immer im Team: Kahn, Effenberg, Matthäus, Augenthaler und den haben sie aktuell leider nicht mehr.
Und dann Podolski… Lasst mich nicht von Podolski beginnen! Die ganze Zeit nur am Labern und Fordern und dann bekommt er seine Chance zu zeigen, dass er in die Mannschaft gehört und macht es so wie eigentlich immer: Er ballert den Ball aus 10 Metern aus der Arena statt ins Tor! Beim Stand von 1:0 wäre das mal eine sehr gute Gelegenheit gewesen eine wichtige Bude zu machen. Da bin ich wirklich fast wahnsinnig geworden.

Hinzu kommt dann natürlich noch die unschlagbare Kombination aus einem Rudel Werderfans, die in unserem Stadion zuerst mit lauten Sprechchören Tim Borowski (den Ex-Bremer, den wir ihnen für unsagbar viel Geld aus der Rehaklinik gekauft haben) und danach Jürgen Klinsmann feiern und meinem Reisekumpanen Stefan, der rechts von mir jubelnderweise durch die Gegend hüpft! – Ich glaube das Grinsen bekommt er so schnell nicht mehr aus dem Gesicht…

Hatte ich erwähnt, dass ich wirklich komplett bedient war? Hab ich das tatsächlich schon gesagt..???

Ich habe mir das Massaker tapfer bis zum Ende angeschaut (ich gehe niemals vor Abpfiff aus dem Stadion, ein Grundprinzip) und wollte danach irgendwie aber nur noch weg. Schnell weg und am besten schnell zurück nach hause!

Das gestaltete sich dann aber leider alles komplizierter. Aufgrund des Oktoberfestes war ganz München voll und für uns überraschend fahren am Samstag nach 18:00 Uhr keine normalen Züge mehr nach Hamburg, sondern nur noch Nachtzüge. Wir haben alle Optionen sehr ausführlich beleuchtet, mussten dann aber doch zu unserem ursprünglichen Plan, der da hieß ‘wir sparen das Hotel, der Zug über Nacht ist das Hotel’ zurückkehren.

Wir sind also um 23:00 Uhr in den Zug geklettert, nach Nürnberg gefahren und haben dort auf den Zug nach Hamburg gewartet. Wenn man dann so nachts in Nürnberg nach einem langen Tag und tief gefrustet 1,5 Stunden auf seinen Anschlusszug wartet, kommt einem (besser gesagt mir, denn Stefan hatte ja dieses ultragrinsen im Gesicht…) kurz die Frage in den Sinn, ob es das eigentlich alles wert ist und ob man nicht total bescheuert ist!

Wenn man sich dann mit zahlreichen betrunkenen Oktoberfestrückkehrern nachts um 1:30 Uhr um einzelne Abteilplätze prügelt, kommt einem dieser Gedanke übrigens spontan noch mal! – Also mir, nicht Stefan, das Grinsen, ihr wisst schon…

Wir waren dann morgens um 8:00 Uhr endlich wieder in Hamburg und wenn ich jetzt Werbung für Auswärtsfahrten machen sollte, wäre das wahrscheinlich kein perfektes Beispiel…. 😉

Ja, so war das also auf dem Münchentrip.

Am Samstag gehe ich wahrscheinlich mit dem 6 jährigen Sohn meines besten Freundes zum HSV gegen Mönchengladbach. Für den Kleinen ein total großes Erlebnis und ich freu mich darauf!

Stay tuned!

5 Responses to “Eier, wir brauchen Eier oder Fc Bayern – Werder Bremen 2:5”

  1. Timo Says:

    Nicht schlecht, nicht schlecht Herr Nachbar!!!

    Ein durchaus unterhaltsamer Blog, der Lust auf mehr macht. Einzig die viel zu kurz geratene Abhandlung eines sehr lustigen und für St.Pauli erfolgreichen Abends gegen die Lokalrivalen deines FC Bayern hätte emotionaler ausfallen müssen. Aber keine Angst, so ging mir das früher auch, jetzt habe ich aber den “Fußball” auf St. Pauli verstanden und lieben gelernt. Stimmung, Einstellung und Identfikation der Fans zum Verein sind schon was ganz besonderes und dich machen wir auch noch zu einem echten Pauli-Fan, versprochen :-)

    Grüßtitsch
    Timo

  2. FC St. Pauli - SV Wehen | Livesportfan Blog Says:

    […] diese Millerntorbesuchen mit Stefan völlig strahlig nach Hause. Das geht echt gar nicht und das vorherige Mal sind wir dann ja direkt morgens nach München gefahren (gefühlt mitten in der Nacht). Inzwischen bin ich nun wenigstens so schlau am nächsten Tag keine […]

  3. Scheiss DSF? St Pauli vs 1. FC Kaiserslautern | Livesportfan Blog Says:

    […] lang und daher hab ich mal versucht das entgegen vorheriger St Pauli Erlebnisse( guckst Du hier und hier) mit Stefan im Hinterkopf zu […]

  4. Endspiel in Bremen! Werder Bremen vs Bayern München | Livesportfan Blog Says:

    […] Eigentlich wollte ich überhaupt nicht nach Bremen fahren. – In diesem Fall entspricht das sogar mal der Wahrheit, denn an Spiele in Bremen hab ich echt nur negative Erinnerungen. Wie es das Schicksal so will habe ich dann natürlich auch den legendären Kantersieg im letzten Jahr verpasst, was für mich endgültig ein eindeutiges Zeichen war, Bremen einfach in der Zukunft zu meiden. Ich hatte mich also auch gar nicht erst groß um ein Ticket bemüht. – Kein Wunder eigentlich, wenn ich mal an meinen “grandiosen” Tag beim Hinspiel in München erinnere…. :(  […]

  5. Sommerpause ade, fussigeile Kneipe ole! | Livesportfan Blog Says:

    […] vorzeitig abgebrochenes Trainerpraktikum nicht zu den Erfolgen!), in der ich wirklich keine der besonders hässlichen Niederlagen live verpasst habe, kann man sich grob vorstellen, wie irritiert ich in den letzten Wochen so durch die Welt gewackelt […]

Leave a Reply

WP Theme & Icons by N.Design Studio
Entries RSS Comments RSS Log in